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Showdown im Weißen Haus

Kurz vor dem entscheidenden Gipfel mit US-Präsident Trump treffen sich Selenskyj und westliche Spitzenpolitiker in Washington. Im Fokus: Sicherheitsgarantien und russische Gebietsansprüche.

Unmittelbar vor dem mit Spannung erwarteten Ukraine-Gespräch im Weißen Haus hat sich Wolodymyr Selenskyj mit führenden westlichen Politikern in Washington abgestimmt. Nach Angaben der EU-Kommission handelte es sich um ein „vorbereitendes Treffen“, das Klarheit über die gemeinsame Linie schaffen sollte, bevor Selenskyj US-Präsident Donald Trump begegnet.

Geplant ist, dass Selenskyj zunächst zu einem bilateralen Gespräch mit Trump zusammentrifft. Erst danach sollen weitere Spitzenvertreter wie Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und NATO-Generalsekretär Mark Rutte dazustoßen. Im Zentrum stehen Sicherheitsgarantien für die Ukraine im Falle einer Friedenslösung und die Frage nach russischen Gebietsansprüchen.

Hintergrund der Beratungen ist der Gipfel zwischen Trump und Wladimir Putin am Freitag in Alaska. Dort soll Trump signalisiert haben, er sei bereit, Russlands Forderungen nach Kontrolle über die ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk zu akzeptieren. Gleichzeitig stellte er US-Sicherheitsgarantien für die Ukraine in Aussicht. Für zusätzliche Schärfe sorgte seine klare Haltung: Eine Rückgabe der annektierten Krim sei ausgeschlossen, ebenso ein NATO-Beitritt der Ukraine.

Damit steht Selenskyj in Washington vor einer heiklen Gratwanderung. Er soll Wege zum Frieden ausloten, trägt aber zugleich die Bürde, russische Forderungen nicht als Kapitulation erscheinen zu lassen. Das vorbereitende Treffen mit den Europäern sollte dafür die Weichen stellen.

OZD


OZD-Kommentar

Die Diplomatie erreicht in Washington ihren nächsten Prüfstein. Dass Selenskyj vor dem Treffen mit Trump Rückhalt bei den Europäern sucht, ist kein Zufall – er weiß, dass der US-Präsident ihn unter massiven Druck setzen wird. Trump hat die Bedingungen bereits skizziert: keine Krim, kein NATO-Beitritt. Für die Ukraine sind das rote Linien, für Russland ein Triumph. Die große Frage lautet: Wird der Westen geschlossen hinter Selenskyj stehen – oder bereitet sich Europa darauf vor, Trumps Linie am Ende mitzutragen? Der Moment könnte zur Nagelprobe für den Zusammenhalt des Westens werden.



Lesermeinungen: 

„Trump spricht endlich Klartext. Wenn die Ukraine keinen NATO-Beitritt bekommt und die Krim bei Russland bleibt, dann gibt es wenigstens eine Chance auf Frieden. Europa sollte froh sein, dass er den Mut hat, das auszusprechen.“ Die Hanne 

„Selenskyj wird verraten. Erst lässt man ihn gegen Russland kämpfen, jetzt soll er sein Land stückweise abtreten. Wer heute Donezk und Luhansk aufgibt, verliert morgen Kiew. Europa darf diesen Druck aus Washington nicht mittragen.“ Bernd Wohla

„Europa muss sich emanzipieren. Weder Moskau noch Trump dürfen die Zukunft der Ukraine allein bestimmen. Die EU muss eigene Sicherheitsgarantien bieten und darf nicht ständig auf die wechselhaften Launen amerikanischer Präsidenten warten.“ Tobi




OZD-Analyse

Vorbereitendes Treffen in Washington
– Teilnehmer: Selenskyj, Merz, Macron, von der Leyen, Rutte
– Ziel: Einheitliche westliche Position vor dem Gespräch mit Trump

Trumps Position nach Alaska-Gipfel
– Unterstützung für russische Kontrolle über Donezk und Luhansk
– Bereitschaft zu US-Sicherheitsgarantien für die Ukraine
– Ausschluss von NATO-Beitritt und Krim-Rückgabe

Risiken und Folgen
– Selenskyj zwischen Druck Trumps und Erwartungen Europas
– Gefahr eines „faulen Friedens“ zu Lasten der Ukraine
– Möglicher Bruch im westlichen Bündnis, falls Europas Linie abweicht
– Bedeutung des Treffens für künftige geopolitische Machtverhältnisse



Wer ist Mark Rutte?
Mark Rutte, geboren 1967 in Den Haag, ist niederländischer Politiker der rechtsliberalen VVD und seit Oktober 2024 NATO-Generalsekretär. Zuvor war er 13 Jahre lang Ministerpräsident der Niederlande. Rutte gilt als Pragmatiker und erfahrener Strippenzieher in der europäischen Politik. Seine Wahl zum NATO-Chef wurde vor allem von den USA unterstützt, da er als transatlantisch zuverlässig gilt.

Was ist der Donezk- und Luhansk-Konflikt?
Donezk und Luhansk sind zwei ostukrainische Regionen, die seit 2014 von prorussischen Separatisten und später von Russland kontrolliert werden. 2022 erklärte Moskau die Annexion, die international nicht anerkannt ist. Der Konflikt gilt als zentraler Streitpunkt im Ukraine-Krieg. Ein mögliches Abkommen über diese Gebiete wäre ein geopolitisch brisanter Schritt, der über Krieg oder Frieden entscheiden könnte.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.