Ein gefährlicher Zwischenfall hat die ohnehin angespannte Lage im Ukraine-Krieg weiter verschärft: Nach russischen Angaben stürzte eine ukrainische Drohne am Sonntag auf das Gelände des Atomkraftwerks Kursk und löste dort ein Feuer aus. Der Betreiber teilte auf Telegram mit, die Drohne sei nach dem Abschuss durch die russische Armee explodiert und habe einen sogenannten Eigenbedarstransformator getroffen. Der Brand konnte zwar gelöscht werden, doch die Anlage wurde vorsorglich heruntergefahren.
Opfer habe es nach offiziellen Angaben nicht gegeben. Auch die Strahlenbelastung sei unverändert und entspreche weiterhin den natürlichen Werten. Dennoch sorgt der Vorfall international für Aufsehen – denn ein direkter Treffer auf kritische Teile des Reaktors hätte fatale Folgen haben können.
Das Kernkraftwerk Kursk liegt nur wenige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und gilt seit Beginn der russischen Invasion als besonders gefährdet. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte in den vergangenen Monaten immer wieder auf die Risiken hingewiesen. Besonders die Atomkraftwerke in Kursk und im ukrainischen Saporischschja gelten wegen ihrer Nähe zu den Kampfhandlungen als potenzielle Brennpunkte für eine atomare Katastrophe.
Parallel meldete Russland auch einen Angriff auf den strategisch wichtigen Hafen von Ust-Luga nahe St. Petersburg. Dort entzündeten Trümmerteile abgeschossener Drohnen ein Feuer in einem Erdölterminal. Feuerwehrkräfte und das Ministerium für Notfälle waren im Großeinsatz, um die Flammen einzudämmen.
OZD
OZD-Kommentar
Ein Atomkraftwerk in Flammen – es ist das Horrorszenario, das Experten seit Monaten befürchten. Auch wenn es diesmal glimpflich ausging, zeigt der Brand von Kursk, wie dünn der Grat zwischen „kontrollierbarem Zwischenfall“ und „atomarem Albtraum“ ist. Dass Russland und die Ukraine im Schatten von Atomanlagen einen Krieg austragen, ist eine brandgefährliche Eskalation, die die gesamte Welt betrifft. Die Reaktoren sind keine bloßen Symbole militärischer Stärke – sie sind tickende Zeitbomben. Solange beide Seiten auf Eskalation setzen, bleibt das Risiko einer nuklearen Katastrophe erschreckend real.
Lesermeinungen
„Das ist Wahnsinn – Atomanlagen sollten absolute Tabuzonen im Krieg sein!“ Anton Stichel, München
„Heute war es Kursk, morgen vielleicht Saporischschja – die Weltgemeinschaft darf da nicht tatenlos zusehen.“ Anika
OZD-Analyse
Faktenlage
Ukrainische Drohne von russischer Armee abgeschossen, Trümmer treffen AKW Kursk.
Eigenbedarstransformator beschädigt, Anlage heruntergefahren.
Keine Verletzten, keine erhöhte Strahlenbelastung.
Risiken
a) Explosionen und Brände auf AKW-Gelände bergen Gefahr unkontrollierbarer Kettenreaktionen.
b) IAEA warnt seit Monaten vor genau diesem Szenario.
c) Eskalationsrisiko steigt mit zunehmender Nähe der Kämpfe zu Atomanlagen.
Politische und militärische Dimension
Russland nutzt den Vorfall, um die Ukraine international unter Druck zu setzen.
Ukraine signalisiert mit Drohnenangriffen, dass auch strategische Infrastruktur Russlands verwundbar ist.
Beide Seiten ignorieren faktisch internationale Sicherheitsappelle.
Was ist das Atomkraftwerk Kursk?
Das Atomkraftwerk Kursk liegt in der gleichnamigen Region im Westen Russlands, nahe der Grenze zur Ukraine. Es besteht aus mehreren Reaktoren des Typs RBMK-1000, die bauähnlich zum Reaktor von Tschernobyl sind. Die Anlage produziert einen erheblichen Teil des Stroms für die Region, gilt aber seit Jahren als sicherheitstechnisch problematisch. Ihre Nähe zur Frontlinie macht sie zu einem hochsensiblen Ziel im Krieg.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP