Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, die Verhandlungen über eine mögliche Friedenslösung für die Ukraine bewusst hinauszuzögern. „Putin knüpft ein Treffen mit Präsident Selenskyj an Vorbedingungen, die für die Ukraine und ihre Partner völlig inakzeptabel sind“, erklärte Merz am Dienstag in Berlin. Dies deute klar auf eine „Verzögerungsstrategie“ des Kremls hin.
US-Präsident Donald Trump hatte gemeinsam mit Putin und Selenskyj die Rahmenbedingungen für ein Gipfeltreffen verabredet. Ursprünglich war die Erwartung formuliert worden, dass es „innerhalb von zwei Wochen“ stattfinden solle. Sollte Moskau dies blockieren, sei ein trilaterales Treffen zwischen Trump, Putin und Selenskyj „der nächste logische Schritt“, betonte Merz.
Der CDU-Kanzler äußerte sich nach einem Gespräch mit Kanadas Premierminister Mark Carney, der zu einem Staatsbesuch in Berlin weilte. Beide Regierungschefs berieten über die sicherheitspolitische Lage in Europa und kündigten an, die Kooperation ihrer Verteidigungsindustrien zu vertiefen. Auch über mögliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine nach einem künftigen Friedensabkommen wurde gesprochen. „Diese Garantien müssen zuallererst die ukrainische Armee in die Lage versetzen, das Land dauerhaft zu verteidigen“, sagte Merz. „Alle weiteren Fragen können erst dann gestellt und beantwortet werden.“
Der Besuch Carneys und die klaren Worte von Merz unterstreichen den Druck, unter dem die Ukraine und ihre westlichen Partner stehen. Während auf diplomatischer Ebene über direkte Gespräche gerungen wird, setzt Moskau weiter auf Bedingungen, die als Provokation empfunden werden. Für die Menschen in der Ukraine bedeutet dies: Ein baldiges Ende des Krieges rückt in weite Ferne.
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OZD-Kommentar
Die Worte von Friedrich Merz sind ein Signal, dass die westliche Geduld mit Putins Taktikspiel schwindet. Russland setzt offensichtlich auf Zeitgewinn, während die Ukraine weiter unter Beschuss steht. Wer Bedingungen diktiert, die niemals erfüllt werden können, will keinen Frieden, sondern versucht, die Gegenseite mürbe zu machen. Trumps Vorstoß zu einem trilateralen Treffen mag wie ein Ausweg wirken, doch er birgt auch Risiken: Putin könnte die Bühne erneut für Propaganda nutzen. Merz setzt auf Stärke durch Sicherheitsgarantien und eine wehrhafte Ukraine – und genau das ist entscheidend. Ohne militärische Abschreckung wird es keinen dauerhaften Frieden geben, egal wie viele Gipfel stattfinden.
Lesermeinungen
„Merz hat recht – Putin spielt nur auf Zeit, während Menschen sterben.“ Max Bola
„Ein trilaterales Treffen mit Trump halte ich für gefährlich, er ist zu unberechenbar.“ Daniela Friebel, Augsburg
„Die Ukraine braucht Waffen und Garantien, nicht endlose Gespräche ohne Ergebnis.“ Dennis Straut, München
OZD-Analyse
Fakten
Merz wirft Putin Verzögerung bei Friedensgesprächen vor.
Russland knüpft Treffen an untragbare Bedingungen.
Trump schlägt trilaterales Treffen als Alternative vor.
Deutschland und Kanada verstärken sicherheitspolitische Zusammenarbeit.
Bewertung
a) Diplomatisch
– Putins Taktik ist eine klassische Verzögerungsstrategie.
– Trump will sich als Vermittler profilieren, doch seine Rolle ist umstritten.
b) Militärisch
– Sicherheitsgarantien sollen ukrainische Armee dauerhaft stärken.
– Verteidigungskooperation zwischen Deutschland und Kanada sendet Signal der Geschlossenheit.
c) Politisch
– Merz positioniert sich als entschlossener Kanzler in der Ukraine-Politik.
– Russland versucht, den Westen zu spalten und Zeit zu gewinnen.
Ausblick
Ob ein Treffen Putin–Selenskyj zustande kommt, ist fraglich.
Sollte es scheitern, könnte Trump die Bühne suchen.
Für die Ukraine bleibt entscheidend: militärische Unterstützung jetzt, nicht vage Versprechen in ferner Zukunft.
OZD-Erklärungen
Wer ist Friedrich Merz?
Friedrich Merz, geboren 1955, ist seit 2025 Bundeskanzler Deutschlands und Vorsitzender der CDU. Bekannt wurde er in den frühen 2000er Jahren als Fraktionschef der Union im Bundestag. Nach Jahren in der Wirtschaft, unter anderem als Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock Deutschland, kehrte er in die Politik zurück und übernahm 2022 den CDU-Vorsitz. Merz gilt als wirtschaftsliberal, außenpolitisch transatlantisch orientiert und vertritt in sicherheitspolitischen Fragen eine harte Linie gegenüber Russland.
Was ist die „Verzögerungsstrategie“?
Darunter versteht man in der internationalen Politik das bewusste Hinauszögern von Verhandlungen oder Entscheidungen, um Zeit zu gewinnen, die Gegenseite zu schwächen oder eigene Vorteile aufzubauen. Russland wird seit Beginn des Ukraine-Krieges vorgeworfen, mit Scheinverhandlungen den Westen zu spalten und gleichzeitig militärisch Fakten zu schaffen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.