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Völklingen: 17 Schüsse – Fragen nach der Tragödie um getöteten Polizisten

Ein 34 Jahre alter Polizist ist tot, sein junger Kollege verletzt – und ein 18-jähriger Tatverdächtiger liegt schwer angeschossen im Krankenhaus.

Was sich am Montagabend im saarländischen Völklingen abspielte, gibt der Öffentlichkeit Rätsel auf. Sicher ist: Der Verdächtige feuerte insgesamt 17 Schüsse ab – alle Patronen aus der Dienstwaffe, die er zuvor in einem Handgemenge an sich gebracht haben soll. Doch wie konnte es dazu kommen?

Der Ablauf – soweit bekannt

Nach einem Überfall auf eine Tankstelle verfolgten zwei Beamte, darunter der später getötete Polizist, den jungen Tatverdächtigen zu Fuß. Ein dritter Kollege versuchte, ihn mit dem Streifenwagen abzufangen. Im Zuge der Verfolgung kam es zu einem Gerangel. Der ältere Beamte setzte dabei offenbar einen Taser ein – doch blieb unklar, ob dieser überhaupt wirkte.

In diesem Moment gelang es dem 18-Jährigen offenbar, an die Pistole des Kommissaranwärters zu gelangen. Wie konnte er die Waffe aus dem Holster entreißen? War das Sicherungssystem mangelhaft? Oder nutzte der Täter eine kurze Unachtsamkeit im Handgemenge? Ermittler sprechen von laufenden kriminaltechnischen Untersuchungen, doch die entscheidende Frage bleibt: Hätte dieser Waffenzugriff verhindert werden können?

17 Schüsse – und ein gezieltes Nachsetzen

Die Staatsanwaltschaft berichtet, dass der Verdächtige sofort das Feuer eröffnete. Der 34-jährige Beamte wurde getroffen und ging zu Boden, sein Kollege erlitt durch die Schutzweste nur leichte Verletzungen. Doch dann soll der junge Mann weiter geschossen haben – gezielt auf den bereits am Boden liegenden Polizisten. Sechs Kugeln trafen ihn tödlich.

Warum so viele Schüsse? Warum dieses Nachsetzen auf einen wehrlos am Boden liegenden Beamten? War es pure Panik – oder eine gezielte Tötungsabsicht? Fragen, die im Moment niemand beantworten kann.

Offene Fragen zur Tatwaffe

Noch immer unklar: Wie genau der 18-Jährige an die Pistole kam. War das Holster defekt, oder konnte der Täter das Sicherungssystem überwinden? Sind die Schutzausrüstungen der Polizei ausreichend, um solche Szenarien zu verhindern? Gerade in Zeiten steigender Gewalt gegen Einsatzkräfte stellt sich die Frage, ob die Ausstattung junger Polizisten – insbesondere von Anwärtern – dem Ernstfall standhält.

Ein junger Täter – psychisch auffällig?

Die Ermittler prüfen Hinweise, wonach der Tatverdächtige möglicherweise psychische Beschwerden gehabt haben könnte. Doch gesicherte Erkenntnisse gibt es nicht. War er ein überforderter junger Mann, der in einer Eskalation durchdrehte? Oder ein gezielt handelnder Angreifer, der die Polizei ins Visier nahm? Auch das bleibt vorerst offen.

Die große Trauer – und die stillen Fragen

Am Samstag soll der 34-jährige Polizist in Saarlouis beigesetzt werden. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Innenminister Reinhold Jost (beide SPD) wollen an der Trauerfeier teilnehmen, politische Reden sind nicht vorgesehen.

Doch auch wenn der Abschied still erfolgen soll – die Fragen, die bleiben, sind laut:

Hätte der Zugriff auf die Dienstwaffe verhindert werden können?

Reicht die Ausbildung und Ausrüstung der Polizei für solche Extremsituationen?

Und vor allem: Wie lässt sich verhindern, dass junge Beamte im Dienst Opfer solcher Gewalt werden?

Kommentar: Ein tödlicher Einsatz, viele offene Fragen

Diese Tat erschüttert nicht nur das Saarland, sie trifft alle Polizeibeamten im Land ins Mark. Der Tod eines Kollegen zeigt die Verletzlichkeit selbst dort, wo eigentlich Sicherheit sein sollte. Der Blick auf die 17 Schüsse ist bedrückend – und wirft ein Schlaglicht auf die Fragen, die sich nun alle stellen müssen: Wie konnte es so weit kommen? Was muss sich ändern, damit sich solch eine Tragödie nicht wiederholt?

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP