Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen
QR-Code zu www.online-zeitung-deutschland.de

Handy-Sucht - Wie dämmt man die Sucht von Kindern ein

Kinder scrollen stundenlang durch Social Media – jetzt fordert Drogenbeauftragter Hendrik Streeck Altersfreigaben nach FSK-Vorbild. Bestimmte App-Funktionen sollen erst ab einem bestimmten Alter zugänglich sein.

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), will den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Netzwerken neu regeln. Gegenüber den Funke-Zeitungen sprach sich Streeck für gestaffelte Altersfreigaben und altersgerechte Schutzmechanismen bei Apps aus – ähnlich dem System der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK).

„Ich halte es für sinnvoll, über gestaffelte Altersgrenzen nachzudenken – ähnlich wie bei der FSK im Filmbereich“, erklärte Streeck. Denkbar sei etwa, dass bestimmte Funktionen oder Inhalte erst mit zunehmendem Alter freigeschaltet werden. Insbesondere die Algorithmen, die auf möglichst lange Nutzungszeiten ausgelegt sind, müssten beschränkt werden. „Kinder brauchen Schutzräume, keine Endlosschleifen“, so der CDU-Politiker.

Hintergrund ist eine neue Studie der DAK-Gesundheit, nach der Kinder und Jugendliche werktags im Schnitt 150 Minuten und am Wochenende 224 Minuten in sozialen Netzwerken verbringen. Streeck warnt: „Entscheidend ist nicht die Zahl der Minuten, sondern was dabei auf der Strecke bleibt.“ Wenn Freundschaften, Bewegung oder schulische Leistungen litten, könne Mediennutzung schnell zur Sucht werden.

Neben Altersvorgaben brauche es auch eine Pflicht für Plattformen, ihre Designs und Empfehlungsmechanismen zu überarbeiten. „Ein Kind schaut ein Video mit Winnie Pooh und bekommt sofort weitere ähnliche Inhalte angeboten – der Algorithmus sorgt dafür, dass es weiterschaut und kaum aufhören kann. Das halte ich für problematisch“, sagte Streeck.

OZD


OZD-Kommentar:
Streeck spricht an, was viele Eltern längst verzweifelt beobachten: Social Media hat sich in die Kinderzimmer gefressen – unreguliert, ungebremst, unpädagogisch. Altersfreigaben allein werden das Problem nicht lösen, aber sie könnten ein Anfang sein. Denn der digitale Raum braucht Regeln, die genauso ernst genommen werden wie im Straßenverkehr oder Kino. Wenn Tech-Konzerne weiter auf Suchtmechanismen setzen, muss die Politik handeln – bevor die nächste Generation im Algorithmus verloren geht.


Anzeige


Die stille Abhängigkeit: Wenn das Smartphone zur Sucht wird

In der Bahn, im Café, auf dem Spielplatz – der Blick aufs Smartphone ist allgegenwärtig. Was einst als praktisches Kommunikationsmittel begann, hat sich für viele Menschen zu einem ständigen Begleiter entwickelt. Doch wann wird die Nutzung zur Sucht?

Was ist Handy-Sucht?

Handy-Sucht, auch als Smartphone-Abhängigkeit bezeichnet, beschreibt ein zwanghaftes Verhalten, bei dem Betroffene ihr Mobiltelefon exzessiv und oft ohne konkreten Anlass nutzen. Die ständige Erreichbarkeit, der Reiz sozialer Medien und die Fülle an Informationen führen dazu, dass das Gerät kaum noch aus der Hand gelegt wird. Dabei handelt es sich nicht um eine offiziell anerkannte Krankheit, doch die Symptome ähneln denen anderer Verhaltenssüchte.

Symptome und Warnzeichen

T ypische Anzeichen einer Handy-Sucht sind Unruhe oder Angst, wenn das Smartphone nicht griffbereit ist – ein Phänomen, das als „Nomophobie“ bekannt ist. Weitere Symptome sind:

Vernachlässigung sozialer Kontakte und Verpflichtungen

Konzentrationsprobleme und verminderte Leistungsfähigkeit

Schlafstörungen durch nächtliche Nutzung

Körperliche Beschwerden wie Nackenverspannungen oder Augenreizungen

Besonders gefährdet sind Jugendliche, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, sowie Menschen mit geringem Selbstwertgefühl oder sozialer Unsicherheit.

Ursachen: Warum das Smartphone süchtig macht

Die Mechanismen hinter der Sucht sind komplex. Apps und soziale Netzwerke arbeiten mit Belohnungssystemen – Likes, Kommentare und neue Nachrichten aktivieren das Dopamin-System im Gehirn. Hinzu kommt die Angst, etwas zu verpassen („FOMO“ – Fear of Missing Out), die viele dazu bringt, ständig online zu sein.

Wege aus der Abhängigkeit

Ein bewusster Umgang mit dem Smartphone ist der erste Schritt. Digitale Hilfsmittel wie Bildschirmzeit-Tracker oder das gezielte Deaktivieren von Benachrichtigungen können helfen, die Nutzung zu reduzieren. Auch sogenannte „Digital Detox“-Phasen – also bewusste Auszeiten vom Handy – fördern die Selbstkontrolle. In schweren Fällen kann eine psychologische Beratung sinnvoll sein.

Fazit

Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch zwischen Nutzen und Abhängigkeit verläuft ein schmaler Grat. Ein achtsamer Umgang mit digitalen Medien schützt nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere sozialen Beziehungen.


Anzeige


Mini-Infobox:
Hendrik Streeck: Drogenbeauftragter der Bundesregierung (CDU)
Vorschlag: Altersfreigaben nach FSK-Vorbild für Apps
DAK-Studie: Kinder nutzen Social Media 150 Min. werktags, 224 Min. am Wochenende
Ziel: Schutz vor Suchtverhalten und Endlos-Algorithmen


OZD-Analyse

Digitales Suchtverhalten bei Jugendlichen
a) Zahlenalarm: – Über drei Stunden Social Media am Tag bei Teenagern.
b) Psychologische Folgen: – Konzentrationsprobleme, Schlafmangel, sozialer Rückzug.
c) Gesellschaftliche Wirkung: – Zunahme digitaler Abhängigkeiten in der Schul- und Freizeit.


Streecks Vorschlag im Detail
– Altersfreigaben nach FSK-System (0, 6, 12, 16, 18 Jahre).
– Stufenweise Freischaltung von Funktionen wie Chats, Livestreams, Werbung.
– Verpflichtung der Anbieter, „süchtig machende Designs“ zu begrenzen.

Widerstand und Chancen
– Tech-Konzerne dürften regulatorische Eingriffe ablehnen.
– Pädagogen und Elternverbände sehen den Vorstoß als dringend notwendig.
– Erfolg hängt von internationaler Abstimmung und Kontrolle ab.


Wer ist Hendrik Streeck?
Hendrik Streeck, 47, Virologe und CDU-Politiker, wurde 2024 zum Drogenbeauftragten der Bundesregierung ernannt. Bekannt wurde er während der Corona-Pandemie durch seine Studien zu Infektionsverläufen. Heute setzt er sich vor allem für Suchtprävention und den Schutz junger Menschen im digitalen Raum ein.

Was ist die FSK?
Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) prüft Filme und andere Medien auf Altersfreigaben. Seit 1949 vergibt sie verbindliche Einstufungen (ab 0, 6, 12, 16, 18 Jahren) zum Jugendschutz – ein Modell, das Streeck nun auf Social-Media-Plattformen übertragen möchte.


OZD-Extras
Fun-Fact: In Südkorea und China gibt es bereits staatliche Nutzungsbeschränkungen für Jugendliche – mit maximal 90 Minuten Onlinezeit pro Tag.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.