Die Ruhegehälter von Pensionärinnen und Pensionären in Deutschland sind deutlich gestiegen. Zum Stichtag 1. Januar lag das durchschnittliche monatliche Ruhegehalt bei 3416 Euro brutto und damit um 5,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Der Anstieg fällt damit mehr als doppelt so hoch aus wie der durchschnittliche jährliche Zuwachs der vergangenen zehn Jahre.
Nach Angaben der Wiesbadener Behörde lag die durchschnittliche jährliche Steigerung seit 2015 bei rund 2,3 Prozent. Der aktuelle Sprung markiert somit einen außergewöhnlich starken Zuwachs. Gleichzeitig nahm auch die Zahl der Versorgungsempfänger leicht zu. Rund 1,419 Millionen ehemalige Beschäftigte des öffentlichen Dienstes bezogen Anfang 2025 ein Ruhegehalt, etwa 0,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Hinzu kamen rund 382.000 Hinterbliebene, die Versorgungsleistungen erhielten.
Die Ausgaben für Pensionen beliefen sich im Jahr 2024 auf insgesamt 56,9 Milliarden Euro. Rechnet man die Hinterbliebenenversorgung in Höhe von 9,0 Milliarden Euro hinzu, ergibt sich eine Gesamtbelastung von knapp 66 Milliarden Euro. Wie bereits im Vorjahr entsprach dies rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Unterschiede zeigten sich bei der Entwicklung in den einzelnen staatlichen Ebenen: Während die Zahl der Pensionäre im Bundesbereich leicht sank, stieg sie in Ländern und Kommunen weiter an. OZD

OZD-Kommentar – Gerechte Versorgung oder wachsende Schieflage?
Ein durchschnittliches Ruhegehalt von über 3400 Euro sorgt bei vielen für Staunen – und bei manchen für Unmut. Während Rentnerinnen und Rentner in der gesetzlichen Rentenversicherung oft mit deutlich geringeren Beträgen auskommen müssen, steigen die Pensionen spürbar stärker. Das mag rechtlich begründet sein, politisch aber bleibt es heikel. Denn der Staat steht vor der Aufgabe, Versorgungsgerechtigkeit zu erklären und zu rechtfertigen. Ohne eine ehrliche Debatte über die langfristige Finanzierbarkeit und die Unterschiede zwischen Rente und Pension droht das Vertrauen in das Alterssicherungssystem weiter zu bröckeln.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes mögen nüchtern wirken, doch sie offenbaren ein strukturelles Problem, das seit Jahren verdrängt wird: Die Ruhegehälter der Pensionärinnen und Pensionäre steigen in einem Tempo, das die langfristige Finanzierbarkeit des Systems massiv infrage stellt. Ein Plus von 5,4 Prozent innerhalb eines Jahres – mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt der letzten Dekade – ist nicht nur außergewöhnlich, sondern auch politisch brisant.
Ungleichgewicht gegenüber der übrigen Bevölkerung: Während viele Rentnerinnen und Rentner im gesetzlichen System mit deutlich geringeren Anpassungen leben müssen, profitieren Pensionäre von einem Sonderstatus, der zunehmend als Privileg empfunden wird. Das schafft gesellschaftliche Spannungen und untergräbt das Vertrauen in die Fairness staatlicher Versorgungssysteme.
Finanzielle Belastung für den Staat: Mit 66 Milliarden Euro jährlich verschlingt die Beamtenversorgung inzwischen rund 1,5 Prozent des BIP. Angesichts wachsender Haushaltsdefizite, steigender Sozialausgaben und Investitionslücken in Bildung, Infrastruktur und Klimaschutz wirkt dieser Posten wie ein schwerer Klotz am Bein der öffentlichen Finanzen.
Demografische Dynamik: Die Zahl der Versorgungsempfänger steigt weiter – insbesondere in Ländern und Kommunen. Das bedeutet: Die Kostenlawine rollt ungebremst und wird durch die Alterung der Gesellschaft noch beschleunigt.
Politische Verantwortungslosigkeit: Trotz wiederholter Warnungen vor der Unfinanzierbarkeit bleibt eine echte Reform aus. Stattdessen werden kurzfristige Anpassungen gefeiert, während die strukturelle Schieflage ignoriert wird.
Der aktuelle Anstieg der Pensionen ist kein Grund zur Freude, sondern ein Warnsignal. Er zeigt, wie dringend eine grundlegende Reform der Beamtenversorgung wäre – hin zu mehr Gleichbehandlung mit der gesetzlichen Rentenversicherung und zu einer nachhaltigen Finanzierung. Ohne mutige politische Entscheidungen droht die Beamtenpension zu einem der größten Sprengsätze für die öffentlichen Haushalte und das soziale Gleichgewicht in Deutschland zu werden.

Lesermeinungen
„3400 Euro im Schnitt – davon können viele Rentner nur träumen.“
„Pensionen sind verdient, aber der Abstand zur gesetzlichen Rente wird immer größer.“
„Der Staat muss erklären, wie das langfristig bezahlt werden soll.“
Mini-Infobox
– Durchschnittliches Ruhegehalt: 3416 Euro brutto
– Anstieg zum Vorjahr: plus 5,4 Prozent
– Rund 1,42 Millionen Pensionäre
– Gesamtausgaben 2024: rund 66 Milliarden Euro
– Anteil am BIP: etwa 1,5 Prozent

OZD-Analyse
Gründe für den starken Anstieg
– a) Anpassungen an Besoldungsentwicklungen
– b) Inflationsausgleich in einzelnen Bereichen
– c) Höherer Anteil neuer Pensionäre mit langen Dienstzeiten
Finanzielle Folgen
– a) Steigende Belastung für öffentliche Haushalte
– b) Unterschiedliche Entwicklung bei Bund, Ländern und Kommunen
– c) Langfristiger Druck durch demografischen Wandel
Gesellschaftliche Debatte
– a) Vergleich mit gesetzlicher Rente
– b) Frage der Generationengerechtigkeit
– c) Politischer Erklärungsbedarf wächst
Was ist das Ruhegehalt?
Das Ruhegehalt ist die Altersversorgung für ehemalige Beamtinnen und
Beamte sowie Richterinnen und Richter. Es wird aus Steuermitteln
finanziert und orientiert sich an den zuletzt erzielten Dienstbezügen
und der Dauer des Dienstverhältnisses.
Was ist das Statistische Bundesamt?
Das Statistische Bundesamt mit Sitz in Wiesbaden ist die zentrale
Behörde für amtliche Statistik in Deutschland. Es erhebt, sammelt und
veröffentlicht Daten zu Wirtschaft, Gesellschaft und Staat.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Extras
Der durchschnittliche Pensionsanstieg 2025 liegt mehr als doppelt so hoch wie der langfristige Durchschnitt seit 2015.