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Sucht bleibt Volkskrankheit: Trotz Rückgang bleibt Alkoholkonsum in Deutschland alarmierend hoch

Trotz rückläufiger Zahlen bleibt der Alkoholkonsum in Deutschland auf einem gesundheitlich riskanten Niveau. Fast 8 Millionen Menschen trinken riskant, weitere 9 Millionen problematisch – Ein Kommentar über verpasste Chancen, politische Verantwortung und die Macht der Alkoholindustrie.

Die aktuellen Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zeigen: Deutschland hat ein massives Alkoholproblem – und es ist längst kein individuelles mehr, sondern ein gesellschaftliches. Zwar sinkt der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum langsam, aber er bleibt mit 10,2 Litern Reinalkohol jährlich erschreckend hoch. Fast 8 Millionen Menschen konsumieren gesundheitlich riskant, fast 50.000 Menschen starben allein im Jahr 2021 an den Folgen des Alkohols. Das ist kein Kollateralschaden – das ist eine stille Gesundheitskatastrophe.

Gleichzeitig wird das enorme gesellschaftliche und wirtschaftliche Ausmaß kaum wirksam politisch angegangen. 57 Milliarden Euro jährlich kosten die Folgen des Alkoholkonsums. Und doch zögert die Politik, effektive Maßnahmen wie eine Steuererhöhung oder Einschränkungen bei Werbung und Verkauf umzusetzen. Warum? Weil wirtschaftliche Interessen offenbar noch immer schwerer wiegen als das Leben von jährlich tausenden Betroffenen.

Dabei liegen die Lösungen auf dem Tisch: Studien belegen, dass schon minimale Preiserhöhungen den Konsum senken und Leben retten können. Auch die WHO empfiehlt höhere Besteuerung und strengere Regulierungen – Deutschland hinkt hinterher. Die Tatsache, dass ein Suchtforscher genau beziffern kann, wie viele Todesfälle sich durch 5 Cent mehr pro Flasche Bier vermeiden ließen, wirkt wie ein stiller Vorwurf an die Untätigkeit der Verantwortlichen.

Dass auch beim Rauchen noch rund 30 Prozent der Bevölkerung mitmachen – und jährlich fast 100.000 Menschen daran sterben – zeigt: Die Sucht ist keine Randerscheinung, sondern weiterhin fest in der Gesellschaft verankert. Besonders beunruhigend ist der Griff zur Zigarette bei jungen Menschen. Hier versagen Prävention, Aufklärung und Jugendschutz.

Es braucht mutigere politische Schritte, einen konsequenten Gesundheitsschutz und eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Macht der Alkohol- und Tabaklobby. Es reicht nicht, Rückgänge zu feiern, wenn das Grundproblem bestehen bleibt. Gesundheit muss Vorrang vor Profit haben – sonst wird sich an den erschütternden Zahlen wenig ändern.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP