Die Entscheidung der US-Regierung, weiße Südafrikaner als Flüchtlinge aufzunehmen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Ausgerechnet jene Bevölkerungsgruppe, die über Jahrzehnte vom Apartheidregime profitierte und nach wie vor große Teile des Ackerlandes kontrolliert, wird nun als Opfer stilisiert. Donald Trumps Genozid-Vorwurf gegenüber Südafrika ist ein gefährlicher rhetorischer Akt – er dramatisiert individuelle Fälle und ignoriert die strukturellen Ungleichheiten, unter denen die schwarze Bevölkerungsmehrheit weiterhin leidet.
Das südafrikanische Landenteignungsgesetz mag umstritten sein, doch es ist Ausdruck eines historischen Korrekturversuchs, kein Akt rassistisch motivierter Gewalt. Wenn nun gezielt weiße Farmer in die USA aufgenommen werden, wirft das Fragen auf: Nach welchen Maßstäben wird entschieden, wer schutzbedürftig ist? Und was sagt es über eine westliche Asylpolitik aus, die Millionen Geflüchtete aus Kriegs- und Krisengebieten zurückweist – aber einer privilegierten Minderheit großzügig Schutz gewährt?
Die Regierung Ramaphosa hat recht, wenn sie betont, dass Fluchtgründe wie politische oder religiöse Verfolgung hier kaum greifen. Vielmehr scheint die US-Initiative ein geopolitisches Signal zu sein – ein Statement gegen progressive Umverteilungspolitik im globalen Süden. Es geht nicht um Schutz, sondern um Symbolpolitik.
OZD
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