Mit seinem offenen, fast kumpelhaften Appell an Wladimir Putin zeigt Lula da Silva, dass er auf internationalem Parkett nicht nur als Staatsmann, sondern auch als politischer Drahtzieher agieren will. „Fahr nach Istanbul und verhandle verdammt noch mal“ – diese Worte klingen nicht nach diplomatischer Zurückhaltung, sondern nach der verzweifelten Hoffnung, dass klare Worte dort weiterhelfen, wo offizielle Kanäle bislang scheiterten. Der brasilianische Präsident positioniert sich damit als potenzieller Vermittler zwischen den Blöcken – und das in einem Moment, in dem sich das Fenster für eine diplomatische Lösung vielleicht wieder ein kleines Stück öffnet.
Dass Lula Putin persönlich treffen will, zeigt nicht nur sein Selbstbewusstsein, sondern auch die geopolitischen Ambitionen Brasiliens. Im Schulterschluss mit China wird Lateinamerika so zur Stimme für Verhandlungen. Ob das reicht, um Putin und Selenskyj wirklich an einen Tisch zu bringen, bleibt ungewiss. Denn noch ist völlig offen, ob das Treffen in Istanbul stattfindet – und wenn ja, auf welcher Ebene. Auch Putins Zurückhaltung bei der geforderten Waffenruhe zeigt: Der Weg zum Frieden ist lang und steinig. Doch jede Bewegung, jedes Gespräch ist ein Schritt in die richtige Richtung – besonders, wenn neue Akteure wie Lula Verantwortung übernehmen.
OZD
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