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Grenzkontrollen als Signalpolitik: Dobrindt und Söder setzen auf Härte (Kommentar)

Mehr Zurückweisungen, härterer Ton: Mit den verschärften Grenzkontrollen setzen Bundesinnenminister Dobrindt und Bayerns Ministerpräsident Söder ein deutliches Signal in der Migrationspolitik. Doch ob sich durch diese Maßnahmen wirklich strukturell etwas ändert, bleibt fraglich.

Die Zahlen klingen eindrucksvoll: 739 Zurückweisungen in einer Woche – ein Plus von 45 Prozent. Innenminister Dobrindt und CSU-Chef Söder präsentieren die verschärften Grenzkontrollen als Erfolg und Wendepunkt. Doch bei näherem Hinsehen bleibt der Effekt vor allem symbolisch.

Denn die tatsächliche Zahl der Asylgesuche an der Grenze – 51 in einer Woche – ist marginal angesichts der Gesamtdimension von Migration nach Deutschland. Dass Dobrindt 32 davon zurückweisen ließ, während „vulnerable Gruppen“ weiterhin aufgenommen werden, zeigt: Die Spielräume für tatsächliche Abschottung sind begrenzt – rechtlich wie praktisch.

Die Wortwahl allerdings lässt aufhorchen: Von „Law and Order“ ist die Rede, von einer „180-Grad-Wende“ der Migrationspolitik. Söder und Dobrindt setzen auf eine Rhetorik der Härte, die weniger auf langfristige Lösungen als auf kurzfristige Beruhigung einer aufgeladenen Debatte abzielt.

Die Grenzen zu kontrollieren ist legitim – aber es ersetzt keine durchdachte Einwanderungs-, Integrations- und Außenpolitik. Wer ernsthaft von einer sicherheitspolitischen Wende sprechen will, muss Strukturen verbessern, Verfahren beschleunigen, Kommunen stärken und internationale Zusammenarbeit suchen. Alles andere bleibt Symbolpolitik mit begrenzter Wirkung.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP