Wieder einmal Istanbul, wieder einmal diplomatische Rhetorik. Die angekündigten trilateralen Gespräche zwischen Russland, der Ukraine und der Türkei – womöglich auch mit den USA – lassen auf dem Papier nach Bewegung klingen. In der Realität jedoch ist der diplomatische Kalender schneller gefüllt als die Substanz gewachsen. Es ist der Versuch, Friedensgespräche zu inszenieren, wo längst niemand mehr an Frieden glaubt.
Dass die Verhandlungsformate überhaupt so unklar bleiben – „nicht sicher, ob im Vierer-Format“ – zeigt bereits die Fragilität des Unterfangens. Eine politische Bühne ist gebaut, aber die Hauptdarsteller sprechen unterschiedliche Sprachen, nicht nur symbolisch. Die russische Delegation unter Wladimir Medinski erscheint, aber nicht mit der Absicht, Zugeständnisse zu machen. Die ukrainische Seite bleibt skeptisch – aus gutem Grund.
Seit Beginn des Krieges hat sich Russland keinen Millimeter von seinen Maximalforderungen entfernt. Die Ukraine wiederum kämpft ums Überleben als souveräner Staat. Die Türkei, ambitionierter Vermittler, bleibt im Spiel, doch Einfluss hat sie nur begrenzt. Und die USA? Eher Zaungäste mit strategischem Interesse als glaubhafte Garanten eines Kompromisses.
Am Ende bleibt: Der Krieg geht weiter. Die Gespräche wirken wie das diplomatische Echo einer Zeit, in der Friedensverhandlungen noch Hoffnung weckten. Heute dienen sie vor allem einem Zweck: den Eindruck aufrechtzuerhalten, es gäbe noch etwas zu verhandeln.
OZD
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Bild: AFP