Donald Trump hat erneut gezeigt, dass er wirtschaftspolitische Konfrontation über diplomatische Verständigung stellt. Seine Ankündigung, ab Juni Einfuhrzölle von 50 Prozent auf EU-Waren zu verhängen, gleicht einer offenen Kampfansage. Besonders brisant: Der US-Präsident erklärte offen, dass er gar keine Einigung mit Brüssel anstrebe – ein Affront gegenüber den laufenden Verhandlungen, die von EU-Seite konstruktiv geführt werden.
EU-Handelskommissar Maros Sefcovic setzt weiterhin auf ein faires Abkommen, das auf „Respekt“ und nicht auf „Drohungen“ beruht. Doch Trumps Kurs ist klar: Zölle als Druckmittel, Protektionismus als Prinzip. Seine „Verhandlungstaktik“ erinnert fatal an den Zollstreit mit China – auch damals drohte er, bevor er einlenkte. Doch diesmal stehen gleich mehrere Partner am Pranger, allen voran die EU.
Die Folgen spüren die Märkte bereits: Aktienkurse in den USA und Europa rutschten ab. Besonders empfindlich trifft es Technologieunternehmen – Apple etwa könnte Zölle von bis zu 900 Millionen Dollar schultern müssen. Trumps Versuch, auch andere Smartphonehersteller zu sanktionieren, zeigt: Es geht nicht um Fairness, sondern um Kontrolle.
Berlin reagierte mit klarer Kritik. Wirtschaftsministerin Reiche und Außenminister Wadephul warnten eindringlich vor wirtschaftlichem Schaden auf beiden Seiten. Doch Washington scheint entschlossen, seine Macht auszureizen – auch um innenpolitisch zu punkten.
Die EU tut gut daran, sich nicht erpressen zu lassen. Ein Abkommen kann nur gelingen, wenn beide Seiten an echter Partnerschaft interessiert sind. Trumps Zollpolitik hingegen treibt nicht nur die transatlantischen Beziehungen an den Rand des Bruchs – sie gefährdet auch die Stabilität der Weltwirtschaft.
OZD
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