346 Tote, weltweite Flugverbote, ein zerstörtes Vertrauen in eines der renommiertesten Luftfahrtunternehmen der Welt – und nun ein Deal, der für viele wie ein Freispruch auf Raten wirkt. Boeing soll 1,1 Milliarden Dollar zahlen, damit die US-Regierung unter Präsident Trump das Kapitel 737-MAX abstempeln und die Strafverfolgung einstellen kann. Ein Prozess vor Bundesgericht? Vom Tisch.
Die Entscheidung löst bei den Hinterbliebenen der Opfer Fassungslosigkeit aus. Viele fühlen sich übergangen, manche sprechen offen von Wut. Die Einigung, die unter Trumps Justizministerium erzielt wurde, revidiert sogar ein Schuldeingeständnis, das Boeing noch unter Präsident Biden abgelegt hatte. Damals sollte der Konzern sich wegen „Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten“ verantworten – eine juristische Einordnung, die der Tragweite der Katastrophen eher gerecht wurde.
Nun jedoch wird dieser Schuldspruch praktisch zurückgenommen – durch eine Zahlung, die für ein Unternehmen wie Boeing wirtschaftlich verkraftbar bleibt. Der symbolische Schaden hingegen ist enorm: Die Botschaft an andere Großkonzerne lautet, dass selbst bei grober Fahrlässigkeit und vermeidbaren Tragödien die Verantwortung verhandelbar bleibt – solange der politische Wille dazu da ist.
Dass der Vergleich just unter Trump geschlossen wurde, überrascht kaum: Seine Administration steht für unternehmensfreundliche Deals und regulatorische Rückschritte. Der Deal entzieht sich zudem weitgehend öffentlicher Kontrolle – der Richter muss ihn zwar noch absegnen, doch die Richtung ist klar.
Die Opferfamilien, von denen über 100 dem Vergleich zustimmen oder ihn hinnehmen, dürfen nicht als Beleg für Einigkeit herhalten. Viele sind juristisch, psychisch und finanziell erschöpft – und nehmen hin, was ihnen angeboten wird. Gerechtigkeit sieht anders aus.
OZD
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