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Rücktritt bei GHF: Wenn humanitäre Hilfe zur geopolitischen Schachfigur wird

Der Rücktritt von Jake Wood bei der Gaza Humanitarian Foundation wirft ein Schlaglicht auf das Dilemma privater Hilfe in Kriegsgebieten. Wenn Prinzipien nicht mehr haltbar sind, wird humanitäre Arbeit zur politischen Farce – mit fatalen Folgen.

Es ist ein leiser, aber unüberhörbarer Rückzug: Jake Wood, Chef der Gaza Humanitarian Foundation (GHF), legt sein Amt nieder – mit einer Begründung, die schwerer wiegt als jede Schlagzeile. Die private US-Stiftung, gegründet unter dem Eindruck internationaler Kritik an der Blockade von Hilfslieferungen nach Gaza, könne ihre Arbeit nicht leisten, ohne die fundamentalen humanitären Prinzipien zu verletzen. Das ist mehr als ein Rücktritt – es ist eine Anklage.

Woods Worte treffen ins Mark: Menschlichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit – das Dreigestirn der humanitären Hilfe sei unter den gegebenen Bedingungen nicht aufrechtzuerhalten. Und wenn nicht einmal mehr ein pragmatischer Plan, der Hunger lindern und Sicherheitsbedenken gleichzeitig ausräumen will, realisierbar ist, zeigt das vor allem eines: Wie tief politisch aufgeladene Interessen die Räume der Hilfe längst durchdrungen haben.

Die Gründung der GHF war von Beginn an umstritten. Eine US-Stiftung, die parallel zu etablierten UN-Strukturen operiert, mit der Rückendeckung des Außenministeriums, aber ohne die Legitimität internationaler Koordination? Für viele klang das nicht nach Lösung, sondern nach politischer Umgehungsstrategie. Dass Wood nun den Stecker zieht, bestätigt diese Skepsis.

Humanitäre Hilfe darf kein geopolitisches Werkzeug sein – und genau darin liegt das Problem. Die Idee, Sicherheit und Zugang auf eigene Faust „wiederherzustellen“, ignoriert die komplexen Realitäten vor Ort. Wer sich zwischen Kriegsparteien, Zivilbevölkerung und politischen Machtspielen bewegt, braucht mehr als gute Absichten und logistische Kompetenz: Er braucht Vertrauen, Unabhängigkeit – und Glaubwürdigkeit.

Wenn selbst ein engagierter Direktor wie Wood erkennen muss, dass Hilfe unter diesen Voraussetzungen zum Drahtseilakt ohne Netz wird, ist das ein fatales Signal. Für die Menschen in Gaza, die weiterhin hungern. Für die NGOs, deren Arbeit marginalisiert wird. Und für ein System, das sich selbst aushöhlt, wenn es Prinzipien dem politischen Kalkül opfert.

Woods Rücktritt sollte daher nicht als Fußnote enden – sondern als Mahnung gelesen werden: Echte Hilfe braucht nicht nur Zugang, sondern Integrität.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP