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Berlin in der Klemme: Israel fordert "Keine Belohnung für die Hamas!“

Israels Botschafter in Berlin warnt vor der Anerkennung eines Palästinenserstaats – und stellt europäische Staaten damit vor ein moralisches Dilemma. Doch seine Argumentation wirft Fragen auf, die nicht einfach mit „Terror“ beantwortet werden können.

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat sich im ZDF vehement gegen die mögliche Anerkennung eines palästinensischen Staates durch europäische Länder ausgesprochen. Eine solche Entscheidung wäre laut ihm eine „Belohnung für die Hamas“. Besonders die Initiativen aus Ländern wie Spanien oder Frankreich stießen bei Prosor auf scharfe Kritik.

Die Forderung nach einem souveränen palästinensischen Staat ist kein politischer Reflex auf den 7. Oktober, sondern eine seit Jahrzehnten bestehende diplomatische Position vieler Länder und internationaler Organisationen – etwa in der Zwei-Staaten-Lösung, die auch Israel lange zumindest rhetorisch unterstützte. Dass diese nun als direkte Unterstützung für Terrorismus gebrandmarkt wird, verschiebt den politischen Diskurs in gefährliche Nähe zur Erpressung.

Wenn die bloße Idee eines palästinensischen Staats als Belohnung für die Hamas dargestellt wird, wird damit jegliche Selbstbestimmung des palästinensischen Volkes kollektiv mit Terror gleichgesetzt. Prosors Aussage unterstellt faktisch, dass ein ganzes Volk nur als politische Schachfigur im Anti-Terror-Narrativ existiert – oder eben nicht.

Dabei wäre ein palästinensischer Staat nicht automatisch ein Sieg der Hamas – im Gegenteil: Ein international unterstützter Staatsbildungsprozess könnte demokratische und zivilgesellschaftliche Kräfte stärken, die derzeit zwischen Besatzung, Isolation und islamistischem Terror zerrieben werden.

Zudem ignoriert Prosors Argumentation eine Realität: Die Anerkennung eines palästinensischen Staates wäre auch ein Ausdruck des dringenden politischen Willens, eine Lösung jenseits militärischer Eskalation zu finden – gerade auch im Interesse Israels. Denn die gegenwärtige Politik der militärischen Zermürbung hat weder Hamas besiegt noch Sicherheit für Israel geschaffen. Sie hat vor allem eines produziert: humanitäres Elend, diplomatische Isolation und eine Radikalisierung auf beiden Seiten.

Dass die Hamas sich hinter ziviler Infrastruktur versteckt, ist schlimm – keine Frage. Doch ein dauerhafter Krieg gegen ein eingesperrtes Volk, in dem jede Schule zur Zielscheibe wird, ist keine Lösung, sondern ein moralischer Bankrott. Wenn Europa sich nun überlegt, wie Frieden möglich werden kann, sollte Israel zuhören – nicht drohen.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP