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Lawrow sendet Telegramm: Moskau hofft auf „positive Stabilität“ mit USA - Liebesgrüße aus Moskau?

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat zum US-Unabhängigkeitstag Hoffnung auf stabile Beziehungen zu den USA geäußert – trotz wachsender Spannungen rund um den Ukraine-Krieg.

Mit diplomatischen Worten hat Russlands Außenminister Sergej Lawrow den Vereinigten Staaten zum Unabhängigkeitstag gratuliert und zugleich die Hoffnung auf eine neue Phase der Stabilität im Verhältnis beider Großmächte geäußert. In einem Glückwunschtelegramm an seinen neuen US-Amtskollegen Marco Rubio schrieb Lawrow am Freitag, dass die Beziehungen beider Länder durch „gemeinsame Anstrengungen“ eine „positive Stabilität und Berechenbarkeit“ erlangen könnten – sofern sie auf gegenseitigem Respekt und den nationalen Interessen beider Seiten basierten.

Die Botschaft kam nur einen Tag nach einem ernüchternden Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin. Trump hatte nach dem Gespräch betont, es habe „überhaupt keine Fortschritte“ im Ukraine-Konflikt gegeben. Die anhaltenden Kämpfe machten ihn „nicht glücklich“, so der US-Präsident.

Lawrows Wortwahl erinnert an frühere diplomatische Gesten Moskaus, mit denen Russland den USA Gesprächsbereitschaft signalisiert – ohne dabei einen Kurswechsel in zentralen Fragen wie dem Ukraine-Krieg anzudeuten. Vielmehr betonte der russische Chefdiplomat, die gegenseitigen Interessen seien durch „Geschichte, Geographie und Realitäten vor Ort“ vorgegeben – ein Verweis auf Russlands Anspruch, Einflusszonen im postsowjetischen Raum zu beanspruchen.

Es war das sechste Telefonat zwischen Trump und Putin seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus im Januar. Während sich der Kreml offen für eine Fortsetzung des Dialogs zeigt, bleiben die Erwartungen an tatsächliche Fortschritte – vor allem in Kiew – gering. Die ukrainische Regierung verweist auf die fortgesetzte militärische Offensive Russlands und lehnt Zugeständnisse, wie den Verzicht auf Nato-Mitgliedschaft oder Gebietsabtretungen, kategorisch ab. ozd


OZD-Kommentar:
Sergej Lawrow sendet Glückwünsche – und zugleich eine Botschaft der Machtpolitik. Hinter der freundlich verpackten Hoffnung auf „positive Stabilität“ verbirgt sich der unveränderte russische Anspruch auf geopolitische Einflusszonen. Moskau erwartet von Washington Respekt – nicht vor demokratischen Prinzipien, sondern vor der russischen Interpretation von Realpolitik, die auch Annexionen und militärische Erpressung legitimiert. Dass Trump dem nichts entgegensetzt außer lauwarmer Enttäuschung über „fehlende Fortschritte“, zeigt: Der Kreml spekuliert weiter auf einen transatlantischen Kurswechsel. Lawrows Telegramm ist keine versöhnliche Geste – es ist ein diplomatisch getarnter Machtanspruch. Wer darin einen echten Neuanfang sieht, ignoriert die Realität in der Ukraine.


OZD-Analyse
1. Inhalt des Telegramms:
a) Lawrow sendet diplomatische Glückwünsche an US-Außenminister Marco Rubio zum 4. Juli.
– Betonung auf „positive Stabilität und Berechenbarkeit“.
– Aufruf zu gegenseitigem Respekt und Berücksichtigung nationaler Interessen.

b) Russland signalisiert Gesprächsbereitschaft – jedoch ohne Zugeständnisse.
– Verweis auf „Realitäten vor Ort“ zielt auf aktuelle Machtverhältnisse in der Ukraine und Osteuropa.

2. Kontext des Telefonats Trump–Putin:
a) Telefonat am Vortag ohne Annäherung in der Ukraine-Frage.
– Trump zeigt sich enttäuscht, aber ohne konkrete Konsequenzen.
– Putin bekräftigt russische Kriegsziele und Bereitschaft zu Gesprächen – ohne Inhalt.

b) Gespräch war das sechste seit Trumps Wiederwahl.
– Diplomatische Kanäle sind offen, Fortschritte bleiben aus.
– Kiew sieht weiterhin keine glaubwürdige Verhandlungsbasis.

3. Strategische Interessen beider Seiten:
a) Russland will USA als Gesprächspartner halten, um EU zu schwächen.
– Lawrows Worte sind diplomatisch, aber gezielt doppeldeutig.
– Stabilität bedeutet aus russischer Sicht: keine westliche Einmischung im postsowjetischen Raum.

b) USA unter Trump suchen neue außenpolitische Linie.
– Fokus auf wirtschaftliche Projekte mit Russland („Energie, Weltraum“).
– Drohende Schwächung westlicher Bündnisse bei mangelnder Klarheit im Umgang mit Moskau.


Wer ist Sergej Lawrow?
Sergej Wiktorowitsch Lawrow ist seit 2004 Außenminister der Russischen Föderation. Der Karrierediplomat gilt als einer der einflussreichsten außenpolitischen Strategen Moskaus. Er ist bekannt für seine scharfe Rhetorik gegenüber dem Westen, kombiniert mit taktischem Geschick auf internationalem Parkett. Unter seiner Führung verfolgte Russland eine zunehmend konfrontative Außenpolitik.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.