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Kritik am „Boomer-Soli“: Generationengerecht oder fragwürdige Umverteilung?

Das DIW will Altersarmut mit einem „Boomer-Soli“ bekämpfen – doch der Vorschlag trifft auf Skepsis: Ist das gerecht oder ein versteckter Rentensteuer-Klassiker?

Mit dem Vorschlag eines „Boomer-Soli“ will das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ein Zeichen gegen Altersarmut setzen – und sorgt zugleich für Diskussionsstoff. Die Idee: Menschen mit höheren Alterseinkünften, insbesondere aus Pensionen, privaten Renten oder Vermögen, sollen drei bis vier Prozent ihrer Bezüge abgeben, um Rentnerinnen und Rentner mit niedrigen Einkommen zu unterstützen.

DIW-Forscher argumentieren, dass die demografische Belastung durch die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre sonst zu stark auf Jüngere übergehe. Doch der Vorschlag wirft zentrale Fragen auf: Ist eine Umverteilung innerhalb der älteren Generation wirklich gerecht – oder politisch leicht zu fordern, weil die Betroffenen wenig Gegenwehr leisten können?

Der Solidarbeitrag würde unabhängig von der Rentenart erhoben – also auch auf Einkommen, für das bereits früher Sozialabgaben gezahlt wurden. Kritiker könnten hier eine Doppelbelastung vermuten. Auch die Freigrenze von 902 oder 1048 Euro erscheint willkürlich – insbesondere für Ruheständler mit nur leicht darüberliegenden Bezügen könnte die Abgabe unverhältnismäßig wirken.

Zwar soll das Modell laut DIW gezielt wirken – Reiche sollen stärker zahlen, Arme profitieren. Doch in einem ohnehin komplizierten Renten- und Steuersystem könnte ein weiterer Sondermechanismus das Vertrauen in langfristige Altersvorsorge schwächen. Wer privat vorsorgt, wird womöglich künftig stärker zur Kasse gebeten.

Echte Gerechtigkeit braucht solide Systemreformen, keine symbolischen Zusatzabgaben mit begrenzter Reichweite. Der „Boomer-Soli“ mag gut gemeint sein – doch ob er dem Rentensystem wirklich hilft oder nur neue Ungleichheiten schafft, bleibt fraglich.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP