Was sich am Samstagabend im Basler Stadion abspielte, hallt noch Tage später in ganz Großbritannien nach: Mit einem nervenstarken 3:1-Erfolg im Elfmeterschießen gegen Spanien haben Englands Fußballerinnen nicht nur ihren EM-Titel verteidigt – sie haben Geschichte geschrieben. Und das Land hat sie mit offenen Armen empfangen: Keine 24 Stunden nach dem Triumph rollte in der Downing Street der rote Teppich aus, um das Team von Sarina Wiegman zu ehren.
Ein Bild für die Geschichtsbücher: Die Spielerinnen, mit Medaillen um den Hals, Pokal im Arm und einem Lächeln, das ganz London anzustecken schien. Vize-Premierministerin Angela Rayner begrüßte sie mit sichtlicher Rührung – und mit der Würde, die diesem historischen Erfolg gebührt. Die ikonische Hausnummer 10 war mit England-Fahnen geschmückt, die Tower Bridge strahlte in rot und weiß, das Land im kollektiven Freudentaumel.
Dass Premierminister Keir Starmer ausgerechnet an diesem Tag zum Treffen mit US-Präsident Trump nach Schottland gereist war, sorgte zwar für Kritik in sozialen Netzwerken – aber nicht für einen Schatten über dem Festakt. Starmer ließ immerhin vorab übermitteln, die Mannschaft habe „erneut die Herzen der Nation erobert“. Es ist eine Formulierung, die das Ausmaß des Sieges nur im Ansatz einfängt.
Denn was dieses Team geleistet hat, ist mehr als sportlicher Erfolg. Es ist ein gesellschaftlicher Moment, ein Statement für Gleichstellung, Anerkennung und Exzellenz im Frauenfußball. Sarina Wiegman, die Architektin des Erfolgs, wird aller Voraussicht nach – völlig zu Recht – zur Dame geschlagen werden. Eine Anerkennung, die nicht nur ihre taktische Brillanz, sondern auch ihren unerschütterlichen Führungsstil würdigt. Dass Männer-Trainer Gareth Southgate für ein verlorenes EM-Finale den Ritterschlag erhielt, wird im Rückblick fast zur Fußnote.
Die Begeisterung rund um den Empfang der „Lionesses“ zeigt zudem, wie tief der Frauenfußball inzwischen in der britischen Gesellschaft verwurzelt ist. Was früher ein Nischenthema war, ist heute öffentliche Leidenschaft. Und das ist nicht nur dem sportlichen Erfolg zu verdanken – sondern auch der Art, wie diese Mannschaft auftritt: geschlossen, mutig, menschlich.
Dass die Ankunft in der Downing Street sich durch Flugverspätung und Londoner Rush Hour verzögerte, war fast sinnbildlich für das Durchhaltevermögen dieser Mannschaft: Auch wenn der Weg steinig ist – am Ende wartet der verdiente Lohn. Die Nation jubelte, als die Busse eintrafen, die Kameras klickten, das Pokalsilber blitzte – und ein neues Kapitel englischer Fußballgeschichte begann.
Fazit:
Dieser EM-Titel ist mehr als ein sportlicher Erfolg. Er ist ein Wendepunkt. Ein nationales Ereignis. Ein feministisches Statement. Und ein historischer Moment, der zeigt: Wer den Fußball liebt, kommt an Englands Europameisterinnen nicht mehr vorbei.
OZD
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