Mitten in einem Meer aus England-Fahnen, Jubelrufen und Ohrwürmern reckten die neuen alten Europameisterinnen den EM-Pokal in den Himmel: Mehr als 50.000 Fans strömten zum "Homecoming" der Lionesses nach London und feierten ihre Heldinnen ausgelassen. "Ich bin überwältigt", sagte Elfmeterheldin Chloe Kelly mit Tränen in den Augen, "es ist unglaublich speziell."
Trainerin Sarina Wiegman, euphorisiert und mit breitem Grinsen, tanzte Seite an Seite mit Afrobeat-Star Burna Boy. Die Niederländerin wurde zur gefeierten Dirigentin eines Fußballmärchens – und zur heimlichen Heldin des Abends. Immer wieder stimmten die Massen den umgedichteten Hit „Tequila“ auf „Sarina“ an.
Die Parade der Fußballerinnen führte in einem offenen Doppeldecker-Bus über die berühmte Mall, vorbei an zehntausenden Menschen, die sich in mehreren Reihen bis zum Queen Victoria Memorial drängten. Dort, direkt vor dem Buckingham Palace, endete das Spektakel mit Musik, Emotionen – und Freudentränen.
Sängerinnen wie Heather Small sorgten für Gänsehautmomente, die Spielerinnen gröhlten ausgelassen zu "Sweet Caroline". Kapitänin Leah Williamson kämpfte auf der Bühne mit der Fassung: "Das ist wahrscheinlich das beste Gefühl, was ich je in meinem Leben hatte." Shootingstar Michelle Agyemang rief ins Mikrofon: "Das fühlt sich wie ein Fake an."
Einzige Abwesende war Jessica Carter – ihre Rückkehr in den US-Ligabetrieb ließ ihr keine Zeit zur Party. Ihre Verlobte, DFB-Keeperin Ann-Katrin Berger, hatte die Parade somit ohne sie erlebt.
Ella Toone brachte es auf den Punkt: "So etwas ist nicht alltäglich. Wir haben die Nation stolz gemacht." Ihre Kollegin Alessia Russo konnte nur staunen: "Ich habe von so einer Kulisse niemals geträumt."
Schon am Vorabend hatte Vize-Premierministerin Angela Rayner die Siegerinnen in der Downing Street empfangen. Nach dem dramatischen Finalerfolg in Basel gegen Spanien (3:1 i.E.) feierte England seinen zweiten EM-Triumph in Serie – und eine Frauenfußball-Bewegung, die unaufhaltsam scheint.
OZD
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OZD-Kommentar:
Was sich gestern in London abspielte, war mehr als ein Empfang – es war eine Revolution der Emotionen. Die Lionesses sind nicht nur Titelverteidigerinnen, sie sind Vorbilder, Ikonen, ein Symbol für ein neues England. Die Massen auf den Straßen, das Feuerwerk, der Chor aus hunderttausenden Kehlen – das alles schreit: Frauenfußball ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Sarina Wiegman hat nicht nur sportlich, sondern auch kulturell etwas Historisches geleistet. Diese Feier ist eine Botschaft an die ganze Welt – und ein Seitenhieb an jene, die Frauen im Sport noch immer belächeln. Wer gestern dabei war, wird sich ein Leben lang erinnern. Wer noch zweifelt, hat diesen Tag nicht verstanden.
Lesermeinungen:
„So sieht echte Wertschätzung aus – danke, England, für dieses Signal an die Welt.“ d.
„Das ist Gänsehaut pur! Diese Spielerinnen haben Geschichte geschrieben.“ Volker Wissing
„Ich habe die Parade live gestreamt – es war wie ein modernes Märchen.“ Dagmar Pur
OZD-Analyse
1. Emotionale Dimension des „Homecoming“
– Über 50.000 Fans feierten in London
– Emotional aufgeladene Statements von Spielerinnen und Trainerin
– Inszenierung mit Feuerwerk, Musik und Straßenparade
2. Symbolik des Erfolgs
a) Frauenfußball als Massenphänomen
– Zweiter EM-Titel in Folge
– Wiederholung der Euphorie von 2022
– Nationale Identifikation mit dem Frauenteam
b) Gesellschaftlicher Fortschritt
– Gleichberechtigung auf der Bühne der Massenfeiern
– Frauenfußball als Motor für gesellschaftlichen Wandel
3. Medien- und Fankultur
– Live-Berichterstattung und globale Reaktionen
– Umgedichtete Fangesänge („Tequila“ zu „Sarina“)
– Emotionale Durchdringung durch Popkultur (Burna Boy, Heather Small)
4. Politischer Rahmen
– Empfang in Downing Street durch Vize-Premierministerin
– Symbolischer Schulterschluss zwischen Sport und Politik
– Ausgebliebene Anwesenheit von Starmer wegen Treffen mit Trump
Wer ist Sarina Wiegman?
Sarina Wiegman ist seit 2021 Cheftrainerin der englischen Frauen-Nationalmannschaft und gilt als eine der erfolgreichsten und taktisch versiertesten Trainerinnen weltweit. Die ehemalige niederländische Nationalspielerin führte die Niederlande 2017 zum EM-Titel und England 2022 und 2025 zum Europameisterinnentitel. Mit ihrer ruhigen, souveränen Art hat sie nicht nur sportliche, sondern auch gesellschaftliche Maßstäbe gesetzt – für Gleichstellung, Führungsstärke und Frauen im Topfußball.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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