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Palantir in der Polizeiarbeit: Zwischen Sicherheitsversprechen und Datenschutzbedenken

Justizministerin Hubig mahnt zur Vorsicht bei Analyse-Software – während andere von „alternativloser“ Lösung sprechen

Die Debatte um den Einsatz der umstrittenen Analyse-Software Palantir in der deutschen Polizeiarbeit nimmt weiter Fahrt auf. Während Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) zurückhaltend bleibt und verfassungsrechtliche Risiken betont, zeigen sich Politiker wie Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) sowie Vertreter der Polizei deutlich offener – und fordern den flächendeckenden Einsatz der Software zur Kriminalitätsbekämpfung.

Datenschutz kontra Effizienz?

Palantir, ein US-Unternehmen mit engen Verbindungen zur Geheimdienstwelt, bietet eine Software an, die polizeiliche Datenquellen zusammenführt und automatisiert analysiert. Ziel ist es, Zusammenhänge schneller zu erkennen, Verdächtige zu identifizieren und potenzielle Straftaten zu verhindern.

Doch genau hier liegt der Streitpunkt: Hubig warnt vor einem verfassungsrechtlich heiklen Terrain, da es um „sensible Daten unserer Bürgerinnen und Bürger“ gehe. Sie fordert besondere Sorgfalt und rechtliche Prüfung, bevor solche Systeme breit eingesetzt werden.

Sicherheitsbehörden unter Druck

Dagegen sprechen Vertreter der Polizei – wie Florian Leitner von der GdP Bayern – offen von einer „alternativlosen Lösung“. Die zersplitterte IT-Landschaft der Landespolizeien mache es unmöglich, Daten effizient abzugleichen. Palantir sei aktuell die einzige funktionierende Plattform, die länderübergreifend arbeite – europäische Alternativen gebe es schlicht nicht.

Politik sucht den Kompromiss

Digitalminister Wildberger sieht in der Technologie einen Schutzmechanismus für die Demokratie selbst: Wer den Staat schützen wolle, müsse auch bereit sein, moderne Werkzeuge zu nutzen. Es sei nicht ausreichend, sich aus Datenschutzgründen zurückzuhalten, während autoritäre Staaten längst aufrüsten.

Ein Balanceakt

Die Diskussion zeigt das Dilemma moderner Sicherheits- und Innenpolitik: Zwischen dem Wunsch nach effektiven Instrumenten zur Gefahrenabwehr und dem verfassungsrechtlich gebotenen Schutz der Privatsphäre klafft ein zunehmend schwieriger Spagat. Palantir ist dabei längst mehr als nur Software – es steht sinnbildlich für die Frage: Wie weit darf der Staat gehen, um sich selbst zu schützen?

Ein endgültiger Beschluss über den bundesweiten Einsatz steht noch aus. Doch die Weichen für eine politische Grundsatzentscheidung sind längst gestellt.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: dpa