Exportmärkte im Umbruch: Trumps Zölle zwingen Deutschland und China zum Umdenken
Die deutsche Exportwirtschaft reagiert: Seit Inkrafttreten der neuen US-Zölle am Donnerstag – mit einem pauschalen Aufschlag von 15 Prozent auf EU-Waren – sinken die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten. Laut Statistischem Bundesamt betrugen die deutschen Exporte in die USA im Juni noch 11,8 Milliarden Euro, ein Rückgang von 2,1 Prozent gegenüber Mai und sogar 8,4 Prozent im Jahresvergleich. Damit setzt sich der Abwärtstrend nun bereits den dritten Monat in Folge fort.
Dennoch bleiben die USA der wichtigste Absatzmarkt außerhalb der EU – zumindest vorerst. An zweiter Stelle folgt China mit 6,9 Milliarden Euro (+1,1 % zum Vormonat). Auch die Exporte nach Großbritannien verzeichneten ein leichtes Plus. Gleichzeitig stiegen die Gesamtausfuhren in die EU auf 73,0 Milliarden Euro – ein Zeichen für eine strategische Umorientierung deutscher Unternehmen.
Renaissance des EU-Binnenmarkts – aus Not wird Tugend
Die verschärfte US-Handelspolitik scheint eine Entwicklung zu beschleunigen, die viele Beobachter bereits seit Jahren fordern: eine stärkere Fokussierung auf europäische Märkte. Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands, sieht "eine Renaissance in Osteuropa" und hebt die politischen und wirtschaftlichen Stabilitätsvorteile innerhalb der EU hervor.
Auch Melanie Vogelbach von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) betont die strategische Bedeutung neuer Handelsabkommen – insbesondere mit Partnern außerhalb des westlichen Blocks: Mercosur, Indien, Indonesien – alles potenzielle Gegengewichte zur zunehmenden Abschottungspolitik der USA.
China reagiert schneller – und gezielter
Während Europa noch diskutiert, hat China bereits Fakten geschaffen: Laut chinesischen Zollangaben sanken die Ausfuhren in die USA im Juli um dramatische 21,7 Prozent – ein Einbruch, der kaum Spielraum für Interpretationen lässt. Gleichzeitig stiegen Chinas Exporte in die EU um 9,2 Prozent, in die ASEAN-Staaten sogar um 16,6 Prozent.
Die US-Regierung unter Trump zeigt sich alarmiert: Sie wirft China vor, asiatische Drittländer als Zwischenstation zu nutzen, um hohe US-Zölle zu umgehen. Sollte sich dieser Verdacht erhärten, wäre eine neue Eskalation der Handelskonflikte vorprogrammiert.
Eine instabile Übergangsphase mit offenem Ausgang
Bis Dienstag läuft noch eine Frist für ein mögliches Zollabkommen zwischen den USA und China. Bisher gilt: 30 Prozent US-Zoll auf chinesische Waren, 10 Prozent umgekehrt – doch ein stabiler Zustand ist das nicht. Auch zwischen der EU und den USA sind viele Details ungeklärt. Die plötzliche Umsetzung von Strafzöllen, die kurzfristig angekündigt und politisch motiviert wirken, verunsichern Unternehmen weltweit.
Donald Trumps Begründung bleibt die gleiche: "America First". Der frühere Präsident wirft der EU und anderen Handelspartnern vor, jahrzehntelang von den USA profitiert zu haben – ein fragwürdiges Narrativ, das komplexe Handelsbeziehungen auf einfache Schuldzuweisungen reduziert.
Fazit:
Trumps Zölle wirken – aber nicht im Sinne eines faireren Handels. Vielmehr beschleunigen sie die globale Reorganisation von Lieferketten, ohne dass die USA langfristig profitieren. Während China und Europa flexibel auf neue Gegebenheiten reagieren, setzen die USA auf Eskalation. Der Preis könnte hoch sein: für die internationale Wirtschaftsordnung – und für amerikanische Konsumenten selbst.
OZD
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Bild: AFP