Mit gewohnt markigen Worten und einer Prise Überraschung ist US-Präsident Donald Trump am Freitag zu seiner ersten Asienreise seit Beginn seiner zweiten Amtszeit aufgebrochen. Auf dem Weg zu mehreren Gipfeln in Malaysia, Japan, Südkorea und China deutete der 79-Jährige an, dass er sich auch ein Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un vorstellen könne. „Ich würde ihn gerne treffen, er weiß, dass wir dorthin kommen“, sagte Trump vor seinem Abflug in Washington.
Zunächst führt die Reise den US-Präsidenten am Sonntag nach Malaysia, wo der Gipfel der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean stattfindet. Am Montag wird Trump in Tokio erwartet, um mit der neuen japanischen Regierungschefin Sanae Takaichi über Sicherheit, Handel und Chinas Rolle im Pazifik zu sprechen.
Am Mittwoch steht der Apec-Gipfel in Seoul an, wo ein Treffen mit Südkoreas Staatschef Lee Jae Myung geplant ist. Ein Tag später folgt ein heikles diplomatisches Highlight: die erste persönliche Begegnung mit Chinas Präsident Xi Jinping seit Trumps erneuter Amtsübernahme im Januar.
Im Zentrum des medialen Interesses steht jedoch Trumps möglicher Kontakt zu Kim Jong Un. Seit ihrem letzten Treffen 2019 – damals während Trumps erster Amtszeit – hatte es keine persönlichen Gespräche mehr gegeben. Dennoch sagte Trump nun: „Ich komme sehr gut mit ihm klar.“
Südkoreas Vereinigungsminister Chung Dong Young hält ein Treffen zwischen Trump und Kim für „sehr wahrscheinlich“. Auch aus Pjöngjang kamen versöhnliche Töne: Kim habe „gute Erinnerungen“ an den US-Präsidenten, hieß es aus Nordkorea.
Ob es zu einer tatsächlichen Begegnung kommt, ist offen. Klar ist jedoch: Jede Bewegung in den Beziehungen zwischen Washington und Pjöngjang hat potenziell weitreichende Folgen – nicht nur für die koreanische Halbinsel, sondern für das gesamte asiatische Sicherheitsgefüge. ozd
OZD-Kommentar:
Donald Trump sucht erneut die Bühne – und diesmal liegt sie in Asien.
Seine Andeutung eines Treffens mit Kim Jong Un ist mehr als Symbolik:
Sie ist ein kalkulierter Testballon. Trump will sich als Friedensstifter
inszenieren, während die Welt zwischen Eskalation und Diplomatie
taumelt. Doch seine Bilanz spricht eine andere Sprache: Die Treffen 2018
und 2019 endeten ohne greifbare Ergebnisse, Nordkorea testet weiter
Raketen, und Pjöngjang bleibt eine nukleare Blackbox. Wenn Trump
wirklich Frieden will, braucht er mehr als warme Worte – er braucht
Geduld, Strategie und Glaubwürdigkeit. Drei Dinge, die ihm bisher selten
nachgesagt wurden.
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Mini-Infobox:
Startpunkt: Washington, Freitag (Ortszeit)
Reiseländer: Malaysia, Japan, Südkorea, China
Möglicher Höhepunkt: Treffen mit Kim Jong Un
Letztes Trump-Kim-Treffen: 2019 in Vietnam
Wichtige Gipfel: ASEAN (Malaysia), APEC (Südkorea)
OZD-Analyse:
Diplomatische Ziele
– a) Stärkung der US-Allianzen in Asien.
– b) Wiederannäherung an China trotz Handelskonflikten.
– c) Symbolische Öffnung gegenüber Nordkorea.
Geopolitische Risiken
– a) Nordkorea nutzt die Bühne zur Machtdemonstration.
– b) China könnte ein Trump-Kim-Treffen als Schwäche interpretieren.
– c) Japan und Südkorea fürchten eine diplomatische Alleingänge Washingtons.
Innenpolitische Dimension
– a) Trump präsentiert sich als außenpolitischer Macher vor den US-Wahlen.
– b) Ein Treffen mit Kim wäre ein PR-Coup – unabhängig vom Ergebnis.
– c) Kritiker warnen vor symbolischer Politik ohne Substanz.

Wer ist Kim Jong Un?
Kim Jong Un ist seit 2011 der Machthaber Nordkoreas und führt das Land mit eiserner Hand. Er ist der Enkel des Staatsgründers Kim Il Sung und Sohn des langjährigen Diktators Kim Jong Il.
Kim setzt auf Atomrüstung und internationale Provokation, um seine
Macht zu sichern und das Regime nach außen zu stabilisieren.
Was ist die Asean?
Die Vereinigung südostasiatischer Staaten (Asean)
wurde 1967 gegründet und umfasst zehn Länder Südostasiens. Sie gilt als
einer der wichtigsten regionalen Zusammenschlüsse Asiens und spielt in
sicherheitspolitischen Fragen zunehmend eine Vermittlerrolle zwischen
den USA und China.
OZD-Extras:
Fun-Fact: Bei ihrem
Treffen 2019 in der entmilitarisierten Zone Koreas überschritt Trump als
erster amtierender US-Präsident kurzzeitig nordkoreanisches Territorium
– Kim begrüßte ihn mit einem Handschlag.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
