Die Bundesregierung will mit einem neuen Wehrdienstmodell den chronischen Personalmangel der Bundeswehr bekämpfen. Ab 2025 sollen junge Männer verpflichtend Fragebögen ausfüllen, ab 2027 kommt die verpflichtende Musterung aller 18-Jährigen. Der Dienst selbst bleibt freiwillig. Verteidigungsminister Pistorius peilt 260.000 Soldaten an, aktuell sind es 182.000. Bundeskanzler Merz und Pistorius zeigen sich überzeugt, dass die Ziele erreicht werden – ohne zu benennen, ab welcher Grenze die Wehrpflicht zurückkehrt. Kritiker aus Union, Bundeswehrverband und Wehrbeauftragten zweifeln am Erfolg und fordern mehr Verbindlichkeit.
Das neue Modell wirkt wie ein Spagat: Pflicht-Fragebögen und Musterungen, aber kein klares Bekenntnis zur Wehrpflicht. Pistorius und Merz verkaufen Freiwilligkeit als „Riesenschritt nach vorne“ – doch in Wahrheit fehlen die entscheidenden Elemente: konkrete Zahlen, feste Fristen, klare Konsequenzen. Wer behauptet, allein mit Freiwilligkeit ließe sich der dramatische Aufwuchs erreichen, betreibt Augenwischerei.
Deutschland steht sicherheitspolitisch unter Druck, doch Pistorius’ Entwurf bleibt ein halbherziger Kompromiss. Ohne Verlässlichkeit bleibt die Bundeswehr in der Personalfrage im luftleeren Raum. Statt die Bevölkerung mit klaren Zielen und ehrlicher Kommunikation mitzunehmen, setzt die Regierung auf Optimismus und Anreizprogramme. Das mag kurzfristig beruhigen, löst aber nicht das Problem: Wenn Freiwilligkeit scheitert, braucht es klare Mechanismen. Sicherheitspolitik darf kein Wunschkonzert sein – sie verlangt Ehrlichkeit, Verbindlichkeit und die Kraft, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen.
OZD
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