Die Bundeswehr schlägt Alarm: Generalinspekteur Carsten Breuer warnte in Berlin vor einem „aggressiven Verhalten Russlands“, mit dem Moskau Gebietsansprüche in der Ostsee untermauern wolle. „Die Bedrohung ist unverändert“, sagte Breuer. Putins Pläne gingen „über die Ukraine hinaus“.
Vor diesem Hintergrund startete die Bundeswehr am Freitag das Großmanöver „Quadriga“ im Ostseeraum. Rund 8000 deutsche Soldatinnen und Soldaten sowie 13 verbündete Streitkräfte üben bis kommende Woche die Verlegung von Truppen über Land, Luft und See nach Litauen. Breuer machte klar: „Erfolgreiche militärische Operationen haben immer die Voraussetzung einer funktionierenden Logistik“ – und genau das werde nun „für den Ernstfall“ geprobt.
Geübt werden außerdem Minenräumung, Drohnenabwehr und Verwundetentransport. Breuer betonte: „Die Bundeswehr muss üben, üben und nochmals üben. Jeder Handgriff muss sitzen.“
Das Manöver wird von Marineinspekteur Vizeadmiral Jan Christian Kaack geleitet. Er warf Russland „Sabotage, Spionage und zunehmend aggressiveres Auftreten auf See“ vor. „Das können wir so nicht hinnehmen und das werden wir nicht hinnehmen“, erklärte Kaack. Zugleich betonte er, alles werde getan, um eine direkte Konfrontation zu vermeiden: „Auf hoher See gibt es keine Grenzen, man kommt sich nahe.“
Während die NATO-Staaten „Quadriga“ üben, bereitet Russland bereits sein eigenes Großmanöver „Sapad“ mit Belarus vor, das am 12. September starten soll.
Kommentar
Wenn Generäle wie Breuer warnen, dass Putins Pläne „über die Ukraine hinaus“ reichen, dann klingt das nicht nach Routineübung, sondern nach einem Alarmsignal. „Quadriga“ ist kein harmloses Training, sondern ein Signal an Moskau: Die Ostsee ist keine Grauzone für russische Machtspiele.
Doch zugleich zeigt dieses Manöver die heikle Balance: Abschrecken, ohne zu provozieren. Während Kaack betont, „das können wir so nicht hinnehmen“, steht die Frage im Raum: Wie lange lassen sich Sabotage, Spionage und Drohneneinsätze abwehren, ohne dass eine Eskalation unausweichlich wird?
Die Bundesregierung darf sich nicht hinter Übungen verstecken. Wer den Ernstfall probt, muss auch eine klare politische Linie liefern. Denn Logistik allein verhindert keinen Krieg – dafür braucht es Entschlossenheit, Bündnissolidarität und eine Antwort auf die Frage: Wie weit ist Deutschland bereit zu gehen, wenn Putins Blick tatsächlich über die Ukraine hinauswandert?
Lesermeinungen
„Üben, üben, üben – und wenn’s ernst wird, hoffen wir, dass der Übungsplan noch irgendwo liegt.“ A. Lange, Wiesbaden
„8000 Soldaten gegen Putins Drohnen? Klingt wie ein Schachspiel mit Holzfiguren gegen einen Computer.“ K.-H. Fried, Kirchzarten
„Immerhin: Wenn die Logistik klappt, klappt vielleicht auch der nächste Bahnstreik.“ Bärbel Wunderlich, Dortmund
Analyse
Zahlen zur Übung „Quadriga“
a) Rund 8000 deutsche Soldatinnen und Soldaten beteiligt.
b) 13 verbündete Streitkräfte nehmen teil, darunter Schweden, Finnland, Polen, Frankreich, USA und Kanada.
c) Dauer: Start am Freitag, Ende kommende Woche.
Übungsinhalte
a) Verlegung von Truppen nach Litauen per Land, Luft und See.
b) Minenräumung und Drohnenabwehr.
c) Simulation des Verwundetentransports.
Politischer und militärischer Kontext
a) Generalinspekteur Breuer warnt vor Putins Plänen „über die Ukraine hinaus“.
b) Vizeadmiral Kaack spricht von „Sabotage, Spionage und zunehmend aggressiverem Auftreten“ Russlands.
c) Russland plant direkt im Anschluss das Manöver „Sapad“ mit Belarus, Start am 12. September.
Erklärungen
Carsten Breuer: Generalinspekteur der Bundeswehr, höchster militärischer Berater der Bundesregierung.
Jan Christian Kaack: Vizeadmiral und Inspekteur der Deutschen Marine, leitet das Manöver „Quadriga“.
Quadriga: Großmanöver der Bundeswehr und NATO-Partner in der Ostsee, mit Fokus auf Logistik, Truppenverlegung und Abschreckung.
Sapad: Russisch-belarussisches Großmanöver, das regelmäßig im westlichen Militärbezirk abgehalten wird, gilt als Machtdemonstration gegenüber der NATO.
OZD
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Titelbild AFP