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Zukunftsfrage Pflichtdienst: Jugendliche fordern Wahlfreiheit statt Zwang

Mehrheit der Jugendlichen spricht sich für einen Pflichtdienst nach Schule oder Ausbildung aus – aber flexibel wählbar und nicht nur bei der Bundeswehr. Neuigkeit

Die Jugend erhebt ihre Stimme – und sie klingt überraschend klar: Ein Pflichtdienst nach Schule oder Ausbildung? Ja, aber nicht als starres Korsett, sondern frei wählbar. 53 Prozent der 12- bis 18-Jährigen gaben in einer neuen Umfrage an, einen solchen Dienst zu befürworten. Sie wollen Verantwortung übernehmen, doch sie wollen selbst entscheiden, wie.

Bemerkenswert ist die Ablehnung eines reinen Bundeswehr-Modells. Fast die Hälfte der Jugendlichen spricht sich dagegen aus, dass der Dienst zwingend in Uniform geleistet werden muss. Vielmehr fordern sie eine echte Wahlfreiheit, ob im sozialen Bereich, in der Pflege oder beim Militär. Gleichzeitig befürworten 61 Prozent, dass dieser Dienst unabhängig vom Geschlecht geleistet werden soll – eine klare Absage an alte Muster.

Währenddessen drückt die Politik aufs Tempo. Das Bundeskabinett verabschiedete gerade erst den Entwurf von Verteidigungsminister Boris Pistorius: Fragebögen, Musterungen, Aufstockung der Truppe. Noch wird die Wehrpflicht nicht reaktiviert – aber die Tür bleibt offen. Und die Jugend? Sie will mitreden, bevor über ihre Zukunft entschieden wird.

Kommentar

Die Zahlen sind ein Weckruf: Jugendliche wollen Pflicht, aber nicht Zwang. Sie wollen Einsatz, aber nicht Einbahnstraße. Doch die Politik scheint taub für diese Nuancen. Pistorius setzt auf Fragebögen und Musterungen – ein bürokratisches M onster, das mehr nach vergangenem Jahrhundert riecht als nach Zukunft.

Die Jugend hat längst verstanden, was viele Politiker übersehen: Verantwortung hat viele Gesichter. Pflege, Katastrophenschutz, soziale Dienste – all das sind Felder, die eine Gesellschaft zusammenhalten. Warum also stur auf die Bundeswehr fixieren, wenn die Jugendlichen Vielfalt einfordern?

Wer die junge Generation ernst nimmt, muss hören, was sie sagt: Pflicht ja, Zwang nein. Alles andere ist nichts weiter als ein autoritäres Experiment auf Kosten derer, die erst am Anfang ihres Lebens stehen.

Lesermeinungen

„Toll, die Jugend soll wieder alles retten – Klima, Rente, Bundeswehr. Und die Alten schauen zu.“ I.Schubert, Köln

„Wenn die Politik unbedingt mehr Soldaten will, sollten die Abgeordneten mal selbst die Stiefel schnüren.“ Anne Mauser, Göttingen

„Pflichtdienst? Meine Tochter kann nicht mal ihr Zimmer freiwillig aufräumen.“ Konrad Klein, Bielefeld

OZD-Analyse

Ergebnisse der Umfrage
a) 53 % der 12- bis 18-Jährigen befürworten einen Pflichtdienst, wenn er frei wählbar ist.
b) 49 % lehnen es ab, dass der Dienst ausschließlich bei der Bundeswehr geleistet werden muss.
c) 61 % sprechen sich für einen Pflichtdienst unabhängig vom Geschlecht aus.

Politischer Kontext
a) Das Bundeskabinett hat den Entwurf von Verteidigungsminister Pistorius gebilligt.
b) Ab 2025 werden Fragebögen verschickt, um das Interesse am Bundeswehrdienst zu ermitteln.
c) Männer sind zur Beantwortung verpflichtet, Frauen nicht.
d) Ab Juli 2027 soll die Musterung für alle Männer verpflichtend werden.

Haltung zu Deutschlands Rolle in der Welt

59 % der Jugendlichen wollen, dass Deutschland sich aus internationalen Konflikten heraushält.

66 % befürworten Neutralität im Falle eines Handelskonflikts zwischen China und den USA.

56 % bewerten die Rolle der EU positiv, 52 % sehen Deutschlands globale Rolle ebenfalls positiv.

Viele wünschen sich eine stärkere Führungsrolle von EU und Deutschland.

Erklärungen

Liz-Mohn-Stiftung: Eine Stiftung, die sich für gesellschaftliche und politische Themen engagiert und regelmäßig Umfragen veröffentlicht.
Boris Pistorius (SPD): Bundesverteidigungsminister, treibende Kraft hinter dem neuen Dienstmodell für die Bundeswehr.
Wehrpflicht: In Deutschland 2011 ausgesetzt, verpflichtete zuvor junge Männer zum Militärdienst oder wahlweise Zivildienst.
Musterung: Medizinische und psychologische Untersuchung, um die Tauglichkeit für den Militärdienst festzustellen.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr
Titelbild:  AFP