England hat auch sein viertes WM-Qualifikationsspiel gewonnen – und doch klang der Applaus im Villa Park von Birmingham so dünn, als ob das Publikum schon längst eingeschlafen wäre. Das 2:0 gegen Andorra war ein Pflichtsieg ohne Glanz, aber für Trainer Thomas Tuchel dennoch Grund zur Freude. "Ich mochte unsere Vorstellung", sagte der deutsche Coach nach dem Spiel, das vor allem durch Ideenarmut und endlose Ballzirkulation auffiel.
Das 1:0 fiel nach 25 Minuten kurios: Andorras Abwehrspieler Christian Garcia köpfte ins eigene Tor, während Harry Kane eine Hereingabe zuvor um Millimeter verpasst hatte. Erst in der 67. Minute erlöste Declan Rice sein Team mit dem zweiten Treffer. Dazwischen gab es 85 Prozent Ballbesitz, viele vergebliche Anläufe – und Pfiffe der ungeduldigen Zuschauer.
"Langweiliges, langweiliges England", spottete die Daily Mail. Der Independent schrieb: "England schnappt sich die Punkte – aber es bleibt die Frage, ob Tuchel das Beste aus dieser Mannschaft herausholen kann."
Flügelstürmer Noni Madueke sprach von "frustrierenden Phasen" gegen die doppelten Abwehrriegel der Gäste. Andorra brachte sogar einen Spieler aus der deutschen Fünftliga – Pau Babot vom SV Rot-Weiss Walldorf – auf den Platz. "Sie sind eine harte Nuss", so Madueke.
Am Dienstag wartet mit Serbien in Belgrad ein ungleich härterer Gegner – ein Test, der zeigen dürfte, ob Tuchels England tatsächlich reif für Größeres ist. OZD
OZD-Kommentar
England siegt, aber der Glanz fehlt. Tuchel mag mit Ballbesitzstatistiken zufrieden sein – die Fans sind es nicht. Ein Team mit Harry Kane, Declan Rice und den vielen Premier-League-Stars darf nicht so mutlos auftreten. Tuchel steht vor einem Scheideweg: Entweder er bringt mehr Mut, Tempo und Emotion ins Spiel, oder die Euphorie im Land kippt schnell in Skepsis. Prognose: Das Spiel in Belgrad wird für Tuchel zur ersten echten Nagelprobe – ein Sieg dort könnte Ruhe bringen, ein Remis oder gar eine Niederlage entfacht eine Debatte über seine Eignung als Nationaltrainer.
Lesermeinungen
"Tuchel wirkt, als würde er ein Testspiel gegen Andorra wie ein Champions-League-Finale feiern. Das passt nicht." – Markus Lehmann, Köln
"Mir ist egal, ob es langweilig ist – Hauptsache, England gewinnt. Titel gibt es nicht für Schönspielerei." – Sabine Koch, Berlin
"Wenn England so gegen Serbien spielt, wird das ein Debakel. Tuchel überschätzt sich." – Florian Neumann, Hamburg
OZD-Analyse
England holt Pflichtsieg ohne Glanz
a) Das Spiel war taktisch kontrolliert, aber emotionslos.
b) Fans und Medien reagierten mit Spott und Kritik.
c) Tuchel hingegen lobt seine Mannschaft – ein Kontrast, der gefährlich wirken kann.
Risiko für Tuchel
– Er setzt auf Stabilität, nicht auf Spektakel.
– Doch ohne offensive Durchschlagskraft könnte er schnell als zu defensiv gelten.
– Die Medienlandschaft in England ist gnadenlos – schwache Spiele werden nicht verziehen.
Ausblick auf Serbien
– Ein Gegner mit Wucht, Leidenschaft und Heimvorteil.
– Für Tuchel die erste echte Bewährungsprobe.
– Ein Sieg würde Ruhe und Glaubwürdigkeit schaffen, eine Niederlage könnte den Druck explodieren lassen.
OZD-Erklärungen
Wer ist Thomas Tuchel?
Ein deutscher Fußballtrainer, der zuvor unter anderem Borussia Dortmund, Paris Saint-Germain und den FC Chelsea coachte. Mit Chelsea gewann er 2021 die Champions League. Seit 2024 ist er Trainer der englischen Nationalmannschaft.
Wer ist Harry Kane?
Englands Kapitän, Rekordtorschütze der Nationalelf und Stürmer beim FC Bayern München. Er gilt als einer der besten Mittelstürmer der Welt.
Was ist die FIFA-Weltrangliste?
Ein offizielles Ranking des Fußballweltverbandes FIFA, das die Stärke der Nationalmannschaften anhand ihrer Ergebnisse bewertet.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.