Im Prozess um den Mord an dem Polizisten Rouven L. hat das Oberlandesgericht Stuttgart den Angeklagten Sulaiman A. zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Der 26-Jährige aus Afghanistan gilt als Sympathisant der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Richter stellten am Dienstag zudem die besondere Schwere der Schuld fest, womit eine vorzeitige Entlassung nahezu ausgeschlossen ist.
Das Gericht folgte damit der Forderung der Bundesanwaltschaft. Auch die Verteidigung hatte lebenslange Haft beantragt, jedoch ohne die Feststellung der besonderen Schuldschwere. A. wurde wegen Mordes, mehrfachen versuchten Mordes sowie gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen.
Die Tat ereignete sich im Mai des vergangenen Jahres während einer islamkritischen Kundgebung in Mannheim, kurz vor der Europawahl. A. attackierte zunächst den Hauptredner, bevor er den 29-jährigen Polizisten Rouven L. mit mehreren Messerstichen tötete. Der Beamte starb noch am Tatort. Der Angriff löste bundesweit Entsetzen aus und befeuerte politische Debatten über Migration und Sicherheit.
Im Prozess legte der Täter ein Geständnis ab und entschuldigte sich in seinem letzten Wort bei den Angehörigen des Opfers. Er gab an, in sozialen Netzwerken radikalisiert worden zu sein. Als Auslöser seiner Radikalisierung nannte er das Vorgehen Israels im Gazastreifen nach dem Hamas-Angriff im Oktober 2023.
OZD
OZD-Kommentar
Dieses Urteil ist ein deutliches Signal: Der Rechtsstaat zieht seine
schärfste Waffe, wenn seine Repräsentanten angegriffen werden. Doch so
klar das Strafmaß wirkt, so unklar bleibt die eigentliche Frage: Warum
konnte ein junger Mann in Deutschland derart radikalisiert werden, dass
er einen Polizisten kaltblütig ermordet? Die Gefahr durch Extremisten,
die sich über soziale Netzwerke ideologisch aufladen, wächst. Der Fall
Mannheim zeigt, dass es längst nicht mehr nur um Prävention geht,
sondern um die Frage, wie sicher unsere Demokratie überhaupt noch ist,
wenn der Hass mitten in den Alltag durchbricht.
OZD-Analyse
Rechtliche Dimension
– Lebenslange Haft mit besonderer Schwere der Schuld verhindert eine vorzeitige Entlassung.
– Gericht folgt in weiten Teilen der Anklage.
– Signalwirkung: Höchstes Strafmaß für Angriffe auf Staatsdiener.
Politische Dimension
– Die Tat entfachte Debatten über Migration und Integrationspolitik.
– Extremistische Gewalt wirkt wie ein Brandbeschleuniger für Polarisierung.
– Politik steht unter Druck, Sicherheitsbehörden besser auszustatten.
Gesellschaftliche Dimension
– Radikalisierung über soziale Netzwerke ist längst Realität.
– Täter berief sich auf den Nahostkonflikt, was zeigt, wie globale Krisen lokalen Terror befeuern.
– Opfer Rouven L. wird als Symbol für die Verwundbarkeit des Rechtsstaats erinnert bleiben.
Mini-Infobox: Polizistenmord Mannheim
Tatzeit: Mai 2024
Opfer: Rouven L., 29 Jahre, Polizist
Täter: Sulaiman A., 26 Jahre, afghanischer Herkunft
Motiv: Sympathie für IS, Radikalisierung in sozialen Netzwerken
Urteil: Lebenslange Haft, besondere Schwere der Schuld
Wer war Rouven L.?
Rouven L. war ein junger Polizist aus Mannheim, der bei einem Einsatz
für die Sicherheit der Bevölkerung sein Leben ließ. Er galt als
engagierter Beamter, sportlich, humorvoll und beliebt im Kollegenkreis.
Sein Tod hat bundesweit Betroffenheit ausgelöst und führte zu stillen
Gedenkminuten bei Polizeieinheiten im ganzen Land.
Was ist das Oberlandesgericht Stuttgart?
Das Oberlandesgericht Stuttgart ist eines der führenden Gerichte in
Baden-Württemberg. Es ist für schwere Staatsschutzverfahren zuständig,
in denen es um Terrorismus, Spionage oder Angriffe gegen die
freiheitlich-demokratische Grundordnung geht. Seine Urteile haben oft
Signalwirkung über das Bundesland hinaus.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.