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Israel öffnet neue Fluchtroute aus Gaza – nur für 48 Stunden

Mitten in der Offensive in der Stadt Gaza öffnet Israel eine neue Fluchtroute – jedoch nur für 48 Stunden. Hunderttausende Menschen sind bereits auf der Flucht nach Süden.

Die israelische Armee hat angesichts ihrer Bodenoffensive in der Stadt Gaza die Öffnung einer zeitlich streng begrenzten Evakuierungsroute angekündigt. Ab Mittwochmittag um 12.00 Uhr Ortszeit soll eine Fluchtroute entlang der zentralen Straße Salah al-Din und südlich des Wadi Gaza genutzt werden können. „Die Route bleibt bis Freitagmittag geöffnet“, erklärte Armeesprecher Avichay Adraee. Danach werde der Korridor wieder geschlossen.

Bislang war die Küstenstraße die Hauptverbindung für Bewohner, die aus der Stadt Gaza Richtung Süden in die ausgewiesene „humanitäre Zone“ fliehen sollten. Mit der Salah-al-Din-Straße wird nun eine zweite Möglichkeit geschaffen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass in der Stadt und ihrer Umgebung rund eine Million Menschen leben. Laut israelischer Armee flohen bereits über 350.000 Menschen.

Die Ankündigung erfolgt, nachdem die israelischen Streitkräfte am Dienstag ihre Offensive in der Stadt Gaza massiv ausgeweitet haben. Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem Vorgehen „mit eiserner Faust“ gegen die Infrastruktur der Hamas. Die internationale Kritik an der Ausweitung der Kämpfe wächst, auch die Bundesregierung äußerte scharfe Vorbehalte.

Der Krieg dauert seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 an. Damals wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet und 251 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 47 Menschen festgehalten, mindestens 25 davon sind tot. Im Gegenzug bombardiert und besetzt Israel seit Monaten den Gazastreifen. Laut den Hamas-Behörden wurden dabei bislang mehr als 64.900 Menschen getötet.

OZD


OZD-Kommentar
Diese „Fluchtroute“ ist kein humanitärer Akt, sondern eine zynische Geste. 48 Stunden für eine Million Menschen – das ist kein Rettungsweg, sondern eine makabre Deadline. Israel spricht von Sicherheit, doch de facto werden die Zivilisten vor eine unmögliche Wahl gestellt: Bleiben und unter Bomben sterben oder fliehen in überfüllte, vermeintlich sichere Zonen, die selbst nicht verschont bleiben. Es ist ein Spiel mit der Uhr, das das Leid der Menschen noch unerträglicher macht. Dass Europa und auch Deutschland lediglich „Kritik äußern“, reicht längst nicht mehr. Wenn sich das Muster fortsetzt, könnte Gaza zu einem dauerhaften Symbol internationalen Versagens werden.


OZD-Analyse

Militärische Lage
– Israel führt eine Bodenoffensive in der Stadt Gaza.
– Ziel: Zerschlagung der Hamas-Infrastruktur.
– Neue Fluchtroute soll kurzfristig Entlastung schaffen.

Humanitäre Folgen
– Rund eine Million Menschen sind direkt betroffen.
– Bereits 350.000 Menschen flohen nach Süden.
– Die Zeitbegrenzung von 48 Stunden verschärft das Chaos.

Politische Dimension
– Israel verweist auf Selbstverteidigung.
– Hamas nutzt Zivilisten als Schutzschilde.
– Internationale Kritik nimmt zu – auch von Deutschland und der EU.


Mini-Infobox: Zahlen zum Gaza-Krieg

Beginn: 7. Oktober 2023 (Hamas-Angriff auf Israel)

Tote in Israel: über 1.200

Geiseln verschleppt: 251 (47 noch festgehalten, 25 davon tot)

Tote im Gazastreifen: mehr als 64.900 (Angaben der Hamas-Behörden)

Neue Fluchtroute: Salah-al-Din-Straße, nur bis Freitag geöffnet


Was ist die Salah-al-Din-Straße?
Die Salah-al-Din-Straße ist die wichtigste Nord-Süd-Verbindung im Gazastreifen. Sie verläuft von Rafah an der Grenze zu Ägypten bis in den Norden nach Gaza-Stadt. In Konfliktzeiten spielt sie eine zentrale Rolle, weil sie eine der wenigen großen Verkehrsadern ist, die nicht direkt am Meer verlaufen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.