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Syrsky warnt

Russland greift in der Ukraine zunehmend mit sehr kleinen Kampfgruppen an. Armeechef Syrsky spricht von einer gefährlichen Taktik, die Logistik und Verteidigung der Ukraine schwächen soll.

Die russische Armee hat ihre Taktik im Krieg gegen die Ukraine geändert. Nach Angaben des ukrainischen Oberbefehlshabers Oleksandr Syrsky setzt Moskau seit Beginn des Sommers verstärkt auf Angriffe mit sehr kleinen Kampftrupps. „Seit Anfang Sommer hat sich die Taktik des Feindes verändert“, erklärte Syrsky am Freitag vor Journalisten, darunter der Nachrichtenagentur AFP.

Die neue Strategie besteht demnach darin, eine Vielzahl kleiner Gruppen von vier bis sechs Soldaten tief ins ukrainische Gebiet vorzuschicken. Ziel sei es, die ukrainische Logistik zu lähmen und mit minimalem Personaleinsatz Territorien zu beanspruchen. Diese Präsenz solle die Kontrolle Russlands über Gebiete signalisieren, selbst wenn nur wenige Soldaten vor Ort sind.

Syrsky verwies auf Gefechte bei der Stadt Dobropillia in der Region Donezk, wo diese Methode angewandt werde. Auch in der benachbarten Region Dnipropetrowsk sei Russland in diesem Sommer erstmals seit der Invasion im Februar 2022 wieder vorgedrungen.

Die Lage bleibe schwierig, räumte Syrsky ein. Besonders rund um Pokrowsk und Dobropillia rücke die russische Armee weiter vor. Um die anhaltenden Drohnenangriffe besser abzuwehren, wolle die Ukraine verstärkt Hubschrauber und leichte Flugzeuge einsetzen. Diese hätten sich laut Syrsky als „effizient“ erwiesen.

Eine Analyse des Institute for the Study of War (ISW) zeigt, dass Russland innerhalb eines Jahres etwa ein Prozent ukrainischen Territoriums erobern konnte. Die Front habe sich dadurch um 200 Kilometer auf inzwischen 1250 Kilometer verlängert.

OZD


OZD-Kommentar
Russland perfektioniert die Kriegsführung im Kleinen: Mini-Trupps, die wie Schatten ins ukrainische Hinterland eindringen, sollen nicht mit klassischen Frontoffensiven verwechselt werden. Sie sind billiger, schwerer abzuwehren und zermürben die Verteidiger. Die ukrainische Armee muss auf diese Art des „Stückwerk-Krieges“ reagieren, bevor logistische Ketten reißen. Doch Syrskys Eingeständnis zeigt: die Ressourcen schwinden, und Moskau testet systematisch die Abwehrbereitschaft. Je länger der Westen zögert, je knapper die Unterstützung wird, desto größer wird die Gefahr, dass diese scheinbar kleinen Nadelstiche eine große Schneise reißen.


OZD-Analyse

Russlands neue Taktik
– Einsatz von Kleingruppen mit 4–6 Soldaten
– Ziel: Schwächung der ukrainischen Logistik
– Minimalaufwand bei maximalem Störpotenzial

Strategische Bedeutung
a) Signalwirkung: Präsenz auch mit wenigen Soldaten
b) Flexibilität: schwerer zu orten und zu bekämpfen
c) Kostenfaktor: Schonung eigener Großverbände

Auswirkungen auf die Ukraine
– Verlängerung der Frontlinie von 1050 auf 1250 Kilometer
– Schwierige Verteidigungsplanung bei kleinteiligen Angriffen
– Bedarf an neuen Luftabwehr- und Aufklärungsmitteln


Was ist das Study of War (ISW) ?

Das Institute for the Study of War (ISW) ist eine unabhängige, gemeinnützige Denkfabrik mit Sitz in Washington, D.C., die sich auf die Analyse militärischer Konflikte und geopolitischer Entwicklungen spezialisiert hat. Gegründet wurde sie 2007 von der Militärhistorikerin Kimberly Kagan mit dem Ziel, fundierte und öffentlich zugängliche Informationen über aktuelle Kriege und sicherheitspolitische Herausforderungen bereitzustellen.

Das ISW ist besonders bekannt für seine detaillierten Lageberichte und Karten zu Konflikten wie dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, den Entwicklungen im Nahen Osten (z. B. Syrien, Iran) sowie strategischen Bewegungen in Asien. Die Analysen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen, darunter Satellitenbilder, Social-Media-Beiträge, Regierungsberichte und Medienberichte. Diese werden systematisch ausgewertet, um ein möglichst präzises Bild der Lage vor Ort zu zeichnen.

Die Berichte des ISW werden regelmäßig von internationalen Medien, Regierungen und Militärs zitiert, da sie als verlässlich und objektiv gelten. Besonders in Krisenzeiten liefert das Institut wertvolle Einblicke in Truppenbewegungen, territoriale Veränderungen und strategische Absichten der Konfliktparteien.

Ein aktuelles Beispiel: Laut ISW baut Russland seit Sommer 2025 eine neue strategische Reservearmee mit über 290.000 Soldaten auf – ein Hinweis auf langfristige Kriegsplanung und mögliche Eskalationen gegenüber der NATO.

Das ISW versteht sich nicht als politischer Akteur, sondern als analytisches Werkzeug für Entscheidungsträger, Journalisten und die interessierte Öffentlichkeit. Es trägt dazu bei, komplexe militärische Entwicklungen verständlich und transparent zu machen.

Wenn du möchtest, kann ich dir auch eine Zusammenfassung des neuesten ISW-Berichts oder eine aktuelle Karte zur Ukraine liefern.



Wer ist Oleksandr Syrsky?
Oleksandr Syrsky, geboren 1965 in Russland, ist seit Februar 2024 Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte. Der General war zuvor Kommandeur der Bodentruppen und gilt als Architekt der erfolgreichen Verteidigung Kiews zu Beginn des Krieges. Syrsky gilt als pragmatischer Stratege, der moderne Technik mit klassischen Verteidigungsmanövern kombiniert.


Mini-Infobox: Neue russische Taktik
– Einsatz kleiner Kampfgruppen (4–6 Soldaten)
– Angriffe tief im ukrainischen Hinterland
– Ziel: Logistik schwächen, Territorien beanspruchen
– Beispiel: Kämpfe bei Dobropillia (Donezk)
– Front inzwischen 1250 km lang

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.