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Bundeswehr-Brigade in Litauen – Symbol für Abschreckung, Realität der Zeitenwende

Mit militärischen Ehren wurde Kanzler Merz in Vilnius empfangen – der Anlass: Die neue Bundeswehr-Brigade in Litauen. Der Schritt markiert nicht nur eine sicherheitspolitische Zäsur, sondern sendet auch eine klare Botschaft an Moskau.

Der feierliche Appell zur Aufstellung einer dauerhaften Bundeswehr-Brigade in Litauen ist weit mehr als ein militärischer Akt. Es ist ein strategisches Signal: Deutschland meint es ernst mit der Verteidigung der Ostflanke der NATO – und übernimmt endlich mehr sicherheitspolitische Verantwortung. Mit dem Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wurde das sichtbar unterstrichen.

Die Stationierung von rund 4800 deutschen Soldaten in Litauen bis 2027 ist ein Novum: Noch nie zuvor hat die Bundeswehr eine Kampfbrigade dieser Größe dauerhaft im Ausland stationiert. Das hat Konsequenzen – logistisch, haushalterisch, gesellschaftlich. Aber es ist auch die einzig logische Reaktion auf die neue sicherheitspolitische Lage seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine 2022.

Litauen – angrenzend an Kaliningrad und Belarus – ist einer der am meisten gefährdeten NATO-Staaten. Dass Deutschland hier nicht länger nur rotierend Präsenz zeigt, sondern stationär und strukturell Verantwortung übernimmt, ist ein überfälliger Schritt in Richtung glaubwürdiger Abschreckung. In Zeiten, in denen Moskau auch hybride und psychologische Kriegsführung gezielt einsetzt, ist militärische Klarheit das Fundament für politische Stabilität.

Zugleich darf die Bedeutung dieses Schrittes innenpolitisch nicht unterschätzt werden. Es ist ein konkretes Ergebnis der sogenannten „Zeitenwende“, die bislang oft eher rhetorisch als praktisch sichtbar war. Der Aufbau der Brigade stellt nicht nur die Truppe, sondern auch die deutsche Politik vor Herausforderungen: Verlässlichkeit in der Finanzierung, schnelles Handeln bei Infrastrukturprojekten, ein klares Bekenntnis zur Bündnissolidarität.

Auch Litauen setzt Zeichen: Die angekündigte Anhebung der Verteidigungsausgaben auf bis zu sechs Prozent des BIP ist Ausdruck des real empfundenen Bedrohungsdrucks – und ein Appell an alle NATO-Partner, das Versprechen gemeinsamer Sicherheit nicht als abstrakte Pflicht, sondern als akute Notwendigkeit zu begreifen.

Diese Stationierung verändert die deutsche Rolle in Europa und innerhalb der Allianz. Sie verlangt auch eine neue politische Ehrlichkeit im Umgang mit Militär, Auslandseinsätzen und dem Verteidigungsbegriff selbst. Denn wer verteidigt, muss vorbereitet sein – mental, materiell und gesellschaftlich.

Der feierliche Empfang in Vilnius ist nicht nur ein diplomatisches Ritual. Es ist der sichtbare Auftakt eines sicherheitspolitischen Paradigmenwechsels, dessen Tragweite wir in den kommenden Jahren noch spüren werden – in Deutschland und an der NATO-Ostflanke.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP