Donald Trump inszeniert erneut militärische Stärke – diesmal mit dem angeblichen „vollständigen“ Sieg über Irans Atomprogramm. Doch was nach entschlossener Außenpolitik klingt, entlarvt sich bei genauerer Betrachtung als ein Muster aus Übertreibung, Faktenverdrehung und gefährlicher Rhetorik.
US-Geheimdienste berichten einstimmig: Die jüngsten Angriffe auf Irans Nuklearstandorte hätten die Zentrifugen und Vorräte an angereichertem Uran nicht vollständig zerstört, geschweige denn das gesamte Programm ausgelöscht. Die Anlagen blieben größtenteils intakt – beschädigt, aber nicht unbrauchbar. Doch Trump widerspricht demonstrativ und behauptet, alles sei „vollständig zerstört“. Seine Ausführungen auf Truth Social zeigen erneut, wie Realität in seiner politischen Kommunikation zur verhandelbaren Größe wird.
Diese Diskrepanz zwischen Expertenanalyse und politischem Selbstlob ist nicht nur peinlich, sie ist gefährlich. Wenn der ehemalige Präsident öffentlich mit „totaler Vernichtung“ prahlt, obwohl der Iran selbst sofortige Maßnahmen zum Fortbestand seines Programms ankündigt, dann untergräbt das die Glaubwürdigkeit der USA – gegenüber Verbündeten wie Gegnern.
Auch dass das Weiße Haus die Echtheit der Geheimdienstauswertung bestätigt, sie gleichzeitig aber als „völlig falsch“ abtut, zeigt, wie hoch politisiert die Sicherheitslage inzwischen ist. Statt auf faktenbasierte Strategie setzt Trump auf Bühnenmilitarismus und Spaltung, ganz im Stil früherer Rhetorik aus seiner Präsidentschaft.
Der Angriff selbst – mit B-2-Bombern und GBU-57-Bunkerbrechern – mag technisch beeindruckend sein. Doch ohne langfristige Strategie ist auch dieser „spektakuläre Erfolg“ kaum mehr als ein Pyrrhussieg. Denn: Der Iran reagierte prompt mit einem Gegenschlag auf eine US-Basis in Katar. Die Waffenruhe, die am Dienstag in Kraft trat, bleibt brüchig – ebenso wie die Verlässlichkeit von Trumps Aussagen im Krisenmodus.
Inmitten eines regionalen Pulverfasses zwischen Israel, Iran und den USA, wäre Diplomatie mit klaren Fakten das Gebot der Stunde – nicht ein politischer Schlagabtausch über die mediale Bewertung eines Bombardements. Trumps übertriebene Narrative tragen nicht zur Stabilität bei – sie befeuern den nächsten Brandherd.
OZD
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Bild: AFP