Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen
QR-Code zu www.online-zeitung-deutschland.de

Tragödie in Russland

Ein Passagierflugzeug ist beim Landeanflug auf Tynda im Fernen Osten Russlands abgestürzt. An Bord befanden sich laut Behörden bis zu 49 Menschen – darunter mehrere Kinder. Rettungskräfte fanden nur noch brennende Wrackteile in einem abgelegenen Waldgebiet.

Es war ein Routineflug – doch endete er in einer Tragödie: Ein Flugzeug der russischen Angara Airlines vom Ty p Antonow-24 ist am Donnerstag nahe der Stadt Tynda in der Region Amur abgestürzt. An Bord der fast 50 Jahre alten Maschine befanden sich laut Gouverneur Wassili Orlow 49 Menschen, darunter fünf Kinder und sechs Crewmitglieder. Rettungskräfte konnten bisher keine Überlebenden bergen.

Der Kontakt zur Maschine war kurz nach 13.00 Uhr Ortszeit abgebrochen, als sie sich im Anflug auf Tynda befand. Ein Mi-8-Rettungshubschrauber entdeckte das brennende Wrack schließlich an einem abgelegenen Berghang, rund 16 Kilometer vom Zielort entfernt. Ein Video zeigt eine dichte Rauchwolke, die aus dem dichten Taigawald aufsteigt. Die Absturzstelle sei schwer zugänglich, über 50 Einsatzkräfte kämpfen sich derzeit durch das Gelände, um die Bergungsarbeiten zu beginnen.

Zur genauen Zahl der Passagiere gab es zunächst widersprüchliche Angaben. Die staatliche Agentur Tass berichtete von 46 Menschen an Bord, darunter zwei Kinder. Derweil bestätigte das Katastrophenschutzministerium auf Telegram, dass bislang keine Hinweise auf Überlebende gefunden wurden.

Besonders erschütternd: Die abgestürzte Antonow-24 war 1976 in der Sowjetunion gebaut worden und wurde 2021 für weitere 15 Jahre zugelassen – ein Hinweis auf den teils maroden Zustand russischer Flugzeugflotten, insbesondere in abgelegenen Regionen. Angara Airlines mit Sitz in Irkutsk betreibt mehrere solcher Maschinen auf regionalen Linienflügen.

Unfälle wie dieser sind in Russland kein Einzelfall. Gerade im Fernen Osten kommt es immer wieder zu Abstürzen – verursacht durch schlechtes Wetter, schwer zugängliche Regionen oder veraltete Fluggeräte. Erst im Juli 2024 kam ein Flugzeug mit 28 Menschen beim Landeanflug auf Kamtschatka ums Leben, im August stürzte ein Hubschrauber mit 22 Personen ab – keiner überlebte.

Die russischen Behörden haben eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Präsident Wladimir Putin ließ sich über die Lage informieren, offizielle Stellungnahmen zur Unglücksursache gibt es bislang nicht. Klar ist: Wieder hat der russische Luftverkehr eine Tragödie zu beklagen – und wieder sind die strukturellen Probleme in den Weiten Sibiriens ein zentraler Faktor.


OZD-Kommentar
Einmal mehr zeigt sich die tödliche Realität des russischen Regionalverkehrs: marode Technik, veraltete Maschinen und schwer erreichbare Regionen werden für Dutzende zum Verhängnis. Die Absturzstelle bei Tynda steht sinnbildlich für ein Land, das seine Infrastruktur abseits der Metropolen jahrzehntelang vernachlässigt hat. Wenn eine Maschine aus dem Jahr 1976 noch heute im Passagierbetrieb eingesetzt wird, ist das kein technisches Wunder – es ist ein sicherheitspolitischer Skandal.

Die staatlich verlängerte Zulassung solcher Flugzeuge bis ins Jahr 2036 ist ein weiterer Beleg dafür, dass in der russischen Peripherie mit zweierlei Maß gemessen wird: dort zählt nicht Sicherheit, sondern nur Funktionalität. Doch diesmal hat der Preis 49 Menschenleben gekostet – darunter Kinder.

Russland muss sich fragen lassen, wie viele dieser Tragödien noch geschehen müssen, bis Investitionen in Sicherheit und moderne Technik endlich auch fernab von Moskau und St. Petersburg ankommen. Der Absturz von Tynda ist nicht nur ein Unglück – er ist ein Mahnmal für unterlassene Fürsorge und fahrlässige Politik.


OZD-Analyse
1. Die Maschine
– T yp: Antonow-24
– Baujahr: 1976 (Sowjetunion, Kiew)
– Betreiber: Angara Airlines (Irkutsk, Sibirien)
– Letzte Zulassungsverlängerung: 2021 bis 2036
– Technischer Zustand: fraglich – regelmäßig in Kritik

2. Der Flug
– Start: Blagoweschtschensk
– Ziel: Tynda (Region Amur, Fernost)
– Zeitpunkt des Kontaktabbruchs: 13.00 Uhr Ortszeit
– Ort des Absturzes: ca. 16 km vor Tynda, schwer zugänglich, Berghang, dichter Wald
– Wetterbedingungen: bislang unklar

3. Rettungs- und Ermittlungsmaßnahmen
a) Einsatzkräfte –
– Über 50 Retter auf dem Weg zur Absturzstelle
– Sicht aus der Luft: brennender Rumpf, keine Überlebenden gesichtet

b) Erste Einschätzungen –
– Keine offiziellen Angaben zur Ursache
– Technisches Versagen oder Pilotenfehler möglich
– Russische Behörden haben Untersuchung eingeleitet

Was ist Angara Airlines?
Angara Airlines ist eine regionale Fluggesellschaft mit Sitz in Irkutsk, Sibirien. Sie bedient vor allem schwer erreichbare Regionen im Osten Russlands mit kleineren Propellermaschinen sowjetischer Bauart, darunter mehrere Antonow-Modelle. Aufgrund veralteter Technik und schwieriger Wetterverhältnisse steht die Airline immer wieder in der Kritik. Sie gilt jedoch in Russland als wichtiger Versorger für abgelegene Gebiete.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


Anzeige