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Endlich ein Durchbruch im Zollkonflikt

Die EU-Kommission will am Donnerstag die Abschlusserklärung zum Zollabkommen mit den USA vorstellen. Trump und von der Leyen hatten die Einigung bereits Ende Juli verkündet – doch Streitpunkte bleiben.

Im transatlantischen Handelskonflikt steht eine formelle Einigung unmittelbar bevor. Die EU-Kommission kündigte für Donnerstag eine Pressekonferenz mit Handelskommissar Maros Sefcovic an, bei der die Abschlusserklärung zum neuen Zollabkommen mit den USA vorgestellt werden soll. Damit endet ein zähes Ringen um die Ausgestaltung der Vereinbarung, die US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits Ende Juli als Durchbruch gefeiert hatten.

Kern der Einigung ist ein 15-prozentiger Zoll auf die meisten EU-Produkte, die in die USA exportiert werden. Dieser Satz trat am 7. August in Kraft. Besonders im Fokus steht die Autoindustrie: Der Zoll für Fahrzeuge soll von 27,5 auf 15 Prozent gesenkt werden – wann genau, ließ das US-Handelsministerium bislang offen.

Laut von der Leyen wurden für bestimmte Produkte Zollbefreiungen vereinbart, darunter Chemikalien, Halbleiter-Ausrüstung und wichtige Rohstoffe. Eine offizielle Liste liegt noch nicht vor, doch Frankreich und die Niederlande hoffen auf weitere Ausnahmen für Wein- und Bierexporte.

Gleichzeitig sorgt ein Schritt Washingtons für neue Spannungen: Die US-Regierung dehnte ihre Strafzölle auf Stahl und Aluminium Anfang der Woche auf weitere Produkte aus. Künftig gilt ein Aufschlag von 50 Prozent auch für Waren, die diese Metalle enthalten – etwa Windturbinen, Kräne, Möbel und Kindersitze.

OZD



OZD-Kommentar

Das angebliche „Zollwunder“ zwischen Trump und der EU ist alles andere als ein historischer Durchbruch. Hinter der glitzernden Abschlusserklärung steckt ein fauler Kompromiss: Während Brüssel Erleichterungen bei Autos und einigen Industriegütern verkauft, erhöht Washington zeitgleich den Druck durch neue Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Trump bleibt der Taktgeber – die EU läuft hinterher. Statt eines fairen Abkommens zeichnet sich ein asymmetrischer Deal ab, der Europa schwächt. Wenn Brüssel diesen Weg weitergeht, wird die Abhängigkeit von Washington zementiert – und Europa verliert endgültig seine Verhandlungsstärke.



Lesermeinungen

„Endlich mal ein Schritt in Richtung Entspannung – auch wenn es teuer erkauft ist.“ Dennis Bornt

„Trump diktiert die Bedingungen, und die EU tut so, als hätte sie verhandelt.“ Hisa 

„Wichtiger als Symbolpolitik wäre eine echte Industriestrategie für Europa.“ G. R. 



OZD-Analyse

Inhalt der Vereinbarung
– 15 Prozent Zoll auf die meisten EU-Produkte, seit 7. August in Kraft.
– Grundsätzliche Senkung der Autozölle von 27,5 auf 15 Prozent, Termin unklar.
– Zollfreiheit für ausgewählte Produkte (Chemikalien, Halbleiter-Ausrüstung, Rohstoffe).

Offene Streitpunkte
a) Liste der befreiten Produkte noch nicht veröffentlicht.
b) Frankreich und Niederlande drängen auf Zollfreiheit für Wein und Bier.
c) USA weiten parallel Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte aus.

Politische Dimension
– Trump setzt auf eine Mischung aus Drohkulisse und Zugeständnissen.
– EU präsentiert das Abkommen als Erfolg, obwohl asymmetrische Belastungen bestehen bleiben.
– Gefahr: Europa schwächt sich wirtschaftlich, während die USA ihre Industrie absichern.

Geostrategischer Kontext
– Handelskonflikt wird zunehmend zum Machtkampf um globale Märkte.
– USA nutzen Zölle als politisches Druckmittel.
– EU steht vor der Frage: Kooperation um jeden Preis oder strategische Eigenständigkeit?


Wer ist Maros Sefcovic?
Maros Sefcovic, geboren 1966 in Bratislava, ist ein slowakischer Politiker und seit 2009 Mitglied der EU-Kommission. Der Jurist bekleidete verschiedene Ressorts, darunter Energie, institutionelle Beziehungen und Klimapolitik. Seit 2024 ist er EU-Handelskommissar und zuständig für die Verhandlungen mit den USA.

Was ist das Zollabkommen EU–USA?
Das 2025 geschlossene Abkommen regelt die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten neu. Es sieht niedrigere Zölle auf Autos, bestimmte Industriegüter und Rohstoffe vor, gleichzeitig aber Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte. Ziel ist es offiziell, den jahrelangen Handelsstreit zu entschärfen – Kritiker sehen darin jedoch ein ungleiches Abkommen zugunsten der USA.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.