US-Präsident Donald Trump hat bei seinem Staatsbesuch in Großbritannien ungewöhnlich offen seine Enttäuschung über Wladimir Putin geäußert. „Ich dachte, die Ukraine sei der am einfachsten lösbare Konflikt – wegen meiner Beziehung zu Präsident Putin. Aber er hat mich hängenlassen. Er hat mich wirklich hängenlassen“, sagte Trump am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Premierminister Keir Starmer.
Trump hatte im Wahlkampf versprochen, den mittlerweile seit über drei Jahren tobenden russischen Angriffskrieg innerhalb von 24 Stunden zu beenden. Mitte August traf er Putin persönlich in Alaska und stellte anschließend sogar ein Gipfeltreffen zwischen Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Aussicht. Dazu kam es bislang jedoch nicht.
In den vergangenen Wochen erhöhte Trump den Druck auf Moskau. Seine Geduld mit Putin gehe „schnell zur Neige“, erklärte er bereits vergangene Woche im Fernsehen. Sollte sich nichts ändern, müssten die USA „sehr stark vorgehen“. Dazu brachte er schärfere Sanktionen gegen Russland ins Spiel. Zugleich forderte er die Nato-Partner auf, den Kauf russischen Erdöls komplett einzustellen – eine Forderung, die er am Donnerstag in London bekräftigte.
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OZD-Kommentar
Trump stilisiert sich als Mann der schnellen Lösungen – doch die Realität im Ukraine-Krieg ist unnachgiebig. Seine Enttäuschung über Putin zeigt, wie sehr er sich verkalkuliert hat. Wer den Kreml-Chef als „einfachen Partner“ betrachtete, sitzt nun in der Sackgasse. Die Drohung mit Sanktionen ist mehr als ein innenpolitisches Signal, sie ist ein Eingeständnis, dass Trump den Krieg bislang weder moderieren noch beenden konnte. Putins Taktik, Zeit zu gewinnen, hat Erfolg – und Trump steht mit leeren Händen da. Der vermeintliche Dealmaker wirkt plötzlich machtlos.
OZD-Analyse
Trumps Erwartung
– Schnelle Lösung wegen persönlicher Beziehung zu Putin
– Ankündigung: Kriegsende binnen 24 Stunden nach Amtsantritt
Realität der Verhandlungen
– Treffen mit Putin in Alaska ohne konkrete Ergebnisse
– Kein Gipfeltreffen mit Selenskyj zustande gekommen
– Putin nutzt Zeitgewinn, keine Zugeständnisse
Folgen für die US-Politik
– Trump droht mit härteren Sanktionen
– Forderung an Nato-Verbündete: Ende der Ölimporte aus Russland
– Wachsende Zweifel an Trumps Fähigkeit, internationale Konflikte zu lösen
Mini-Infobox: Ukraine-Krieg – Stand Herbst 2025
Dauer: seit Februar 2022, über drei Jahre Krieg
Russland kontrolliert weiter Teile im Osten und Süden
Millionen Geflüchtete, Hunderttausende Tote und Verletzte
USA debattieren über Höhe der Militärhilfe
Europa uneins über Sanktionen und Ölimporte
Wer ist Keir Starmer?
Keir Starmer ist seit Juli 2024 britischer Premierminister und Vorsitzender der Labour-Partei. Der frühere Jurist löste den konservativen Regierungschef Rishi Sunak ab und gilt als pragmatischer Politiker mit starkem Fokus auf wirtschaftliche Stabilität und internationale Partnerschaften.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.