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Trump-Netanjahu-Treffen: Hoffnung auf Gaza-Frieden oder Fortsetzung der Eskalation?

Vor dem Treffen von Donald Trump und Benjamin Netanjahu im Weißen Haus hoffen Geisel-Angehörige auf Fortschritte im Gaza-Konflikt. Kritiker warnen jedoch, dass Trumps Plan einseitig Israels Interessen stützt und die Gewaltspirale fortsetzen könnte.

Das mit Spannung erwartete Treffen von US-Präsident Donald Trump und dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu sorgt international für hohe Erwartungen – doch die Realität bleibt komplex und riskant. Angehörige der seit Oktober 2023 von der radikalislamischen Hamas verschleppten Geiseln appellieren eindringlich an Trump, den von ihm präsentierten Gaza-Friedensplan strikt umzusetzen und jedwede Sabotageversuche zu unterbinden. „Es steht zu viel auf dem Spiel, und unsere Familien haben zu lange gewartet, um zuzulassen, dass Fortschritte durch Einmischungen behindert werden“, heißt es in einem Brief des Forums der Geisel-Familien.

Trumps Plan, der vergangene Woche vorgestellt wurde, sieht unter anderem eine dauerhafte Waffenruhe, die Freilassung aller Geiseln, einen Rückzug israelischer Truppen aus bestimmten Gebieten und ein Regierungsmodell für den Gazastreifen ohne Hamas-Beteiligung vor. Diplomaten und US-nahe Quellen preisen den Plan als „Chance auf etwas Großartiges im Nahen Osten“. Trump selbst schrieb auf Truth Social: „Alle sind mit im Boot für etwas Besonderes. Zum ersten Mal überhaupt – wir werden es schaffen.“

Doch die Umsetzung birgt erhebliche Zweifel: Netanjahu selbst äußerte bisher wenig Bereitschaft zur Kompromissbereitschaft. In seiner UN-Generaldebatte betonte er, den Krieg gegen die Hamas „zu Ende bringen“ und die Bildung eines palästinensischen Staates zu verhindern. Gleichzeitig erklärte er, die Geiseln freizubekommen, und versprach, den Gazastreifen „zu entwaffnen“ und „eine neue Zukunft“ zu schaffen. Kritiker sehen in diesen Aussagen klare Signale, dass Israels militärische Strategie weiterhin Vorrang hat und die Zivilbevölkerung im Gazastreifen massiv gefährdet wird.

Die humanitäre Bilanz ist erschütternd: Nach israelischen Angaben wurden 1219 Menschen bei den Angriffen der Hamas auf Israel getötet, 251 als Geiseln verschleppt. Auf palästinensischer Seite meldet das Hamas-Gesundheitsministerium über 66.000 Tote, die nicht unabhängig überprüfbar sind. Selbst unter konservativen Schätzungen wird deutlich, dass die Zivilbevölkerung im Gazastreifen massiv unter den militärischen Maßnahmen Israels leidet.

Bundesaußenminister Johann Wadephul mahnte vor dem Treffen in Warschau die europäischen Partner, eine Zweistaatenlösung als langfristiges Ziel zu unterstützen und den Mut zu entscheidenden Schritten zu zeigen. Doch die politische Realität deutet auf ein hohes Spannungsfeld: Trumps Nahost-Plan erscheint stark einseitig zugunsten Israels, während die Hamas militärisch geschwächt, aber weiterhin faktisch Herrscher im Gazastreifen bleibt.

Kritische Stimmen warnen: Ohne ernsthafte Einbeziehung aller Beteiligten – insbesondere der palästinensischen Bevölkerung – droht der Plan, kurzfristige Fortschritte auf dem Papier zu bringen, während die Gewaltspirale vor Ort unvermindert weitergeht. Die Freilassung von Geiseln könnte verzögert oder politisch instrumentalisiert werden. Zudem bleibt die Frage offen, ob Trump mit seiner persönlichen Vermittlerrolle tatsächlich die notwendige Neutralität aufbringen kann oder seine Nähe zu Netanjahu die Verhandlungen einseitig beeinflusst.

OZD-Kommentar

Realistische Chancen:

Trump inszeniert sich als Friedensvermittler, doch konkrete Zugeständnisse Israels an die Palästinenser sind unklar.

Geisel-Familien sind berechtigte Stimmen, ihre Interessen könnten politisch instrumentalisiert werden.

Kritik an der Einseitigkeit:

Plan bevorzugt Israel: Rückzug der Truppen nur in bestimmten Bereichen, Hamas ausgeschlossen, Entwaffnung des Gazastreifens ohne politische Beteiligung der Palästinenser.

Militärische Eskalation könnte fortbestehen, Zivilopfer bleiben hoch.

Humanitäre Risiken:

Zahlreiche palästinensische Tote und Verletzte, Infrastruktur massiv zerstört.

Langfristiger Frieden ohne ernsthafte politische Beteiligung der Palästinenser kaum erreichbar.

Politische Dynamik:

Netanjahus bisherige Aussagen zeigen, dass Israel militärische Ziele priorisiert.

Trumps Nähe zu Netanjahu kann die Vermittlerrolle untergraben.

Europäische Partner fordern Zweistaatenlösung, praktische Umsetzung aber fraglich.

Fazit:

Hoffnung auf Durchbruch realistisch, aber hochgradig fragil.

Ohne Einbeziehung der Zivilbevölkerung, unabhängiger Kontrolle und ernsthafter Kompromissbereitschaft droht der Friedensplan, die Gewaltspirale fortzuschreiben.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP