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Nach zwei Jahren Krieg: Israel und Hamas schicken Unterhändler nach Kairo

In Kairo sollen Israel und Hamas über Trumps Friedensplan verhandeln – indirekt, aber mit wachsender internationaler Spannung. Artikeltext

Zwei Jahre nach dem Angriff der Hamas auf Israel und dem verheerenden Gaza-Krieg beginnen in Kairo neue Gespräche. Unter Vermittlung Ägyptens treffen israelische und palästinensische Unterhändler am Sonntag und Montag zu indirekten Verhandlungen zusammen. Ziel sind konkrete Vereinbarungen über die Freilassung israelischer Geiseln und inhaftierter Palästinenser.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, er habe seine Unterhändler beauftragt, „die technischen Details zu klären“. Die ägyptische Regierung bestätigte die Ankunft einer Hamas-Delegation, die über „die Bedingungen vor Ort und die Einzelheiten des Austauschs“ beraten soll. Der staatliche TV-Sender Al-Kahera News meldete, dass die Gespräche unter enger Aufsicht des ägyptischen Geheimdienstes stattfinden.

US-Präsident Donald Trump warnte die Hamas auf seiner Plattform Truth Social: „Die Hamas muss sich schnell bewegen, sonst ist alles möglich. Ich werde keine Verzögerung tolerieren.“ Sein Schwiegersohn Jared Kushner und Sondergesandter David Witkoff vertreten die USA bei den Verhandlungen in Kairo. Nach Angaben des Weißen Hauses sollen sie die Gespräche über die Geisel-Freilassung im Rahmen des Friedensplans abschließen.

In einer Fernsehansprache am Samstag erklärte Netanjahu, militärischer und diplomatischer Druck hätten die Hamas „zum Einlenken“ gezwungen. „Ich hoffe, dass wir in den kommenden Tagen alle unsere Geiseln zurückbringen können“, sagte er mit Blick auf das jüdische Laubhüttenfest Sukkot, das am Montag beginnt. Zugleich bekräftigte der Premier, die Hamas müsse entwaffnet werden – „diplomatisch oder militärisch“.

Die Hamas hatte am Freitag Trumps 20-Punkte-Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs teilweise akzeptiert und eine Freilassung der israelischen Geiseln zugesagt. Über die geforderte Entwaffnung schwieg sie jedoch. Ägypten gilt nun als Schlüsselland, das den nächsten Schritt in Richtung Waffenruhe und politischer Lösung moderieren soll.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar
Kairo ist wieder Bühne und Hoffnung zugleich – doch die Realität bleibt fragil. Trump drängt auf Tempo, Netanjahu auf Kontrolle, und die Hamas auf Zeitgewinn. Das Muster ist bekannt: Wenn Worte wie „technische Details“ fallen, geht es meist um politische Grundfragen. Trumps Friedensplan mag Bewegung bringen, doch er bleibt amerikanisch geprägt – mit Machtlogik statt Versöhnung. Ägypten spielt den Vermittler, aber nicht aus Idealismus, sondern aus Selbstschutz vor neuer Instabilität. Prognose: Kommt bis Sukkot kein Durchbruch, wird der Druck explodieren – und Netanjahu könnte militärisch handeln, um innenpolitische Stärke zu zeigen. Dann wäre der Frieden, der jetzt in Kairo verhandelt wird, wieder nur ein Zwischenkapitel im endlosen Zyklus aus Hoffnung und Gewalt.


Lesermeinungen
„Kairo als letzte Chance – hoffentlich reden sie wirklich über Frieden, nicht über Macht.“ – Miriam Jost, München
„Wenn Trump Druck macht, geht es nie um Menschen, sondern um Schlagzeilen.“ – Tobias Reuter, Hannover
„Ich bete, dass wenigstens die Geiseln endlich frei kommen. Alles andere klingt nach Politiktheater.“ – Yasmin Adler, Köln


OZD-Analyse

Die Akteure in Kairo
a) Israel: Netanjahu steht innenpolitisch unter massivem Druck. Ein Erfolg in Kairo könnte ihn stabilisieren.
b) Hamas: Die Teilzustimmung zum Trump-Plan signalisiert Schwäche – aber auch Verhandlungstaktik.
c) Ägypten: Vermittler mit eigenem Sicherheitsinteresse, will Eskalation an seiner Grenze verhindern.

Die US-Strategie
a) Trump will Resultate: Er drängt auf schnelle Einigung, um seinen Friedensplan zu krönen.
b) Kushner und Witkoff: Setzen auf Druck, nicht auf Dialog – Washingtons Einfluss bleibt umstritten.
c) Risiko der Überforderung: Zu viel Tempo kann fragile Kompromisse zerstören.

Die Perspektive für den Nahen Osten
– Ohne echte Entwaffnung der Hamas bleibt Israels Sicherheitsgefühl brüchig.
– Ohne politische Perspektive für Palästinenser bleibt der Waffenstillstand illusionär.
– Ohne Vertrauen der Bevölkerung ist jeder Plan nur ein taktischer Stillstand.


OZD-Erklärungen

Wer ist Benjamin Netanjahu?
Benjamin „Bibi“ Netanjahu, geboren 1949, ist seit 2022 erneut israelischer Ministerpräsident. Er führt die rechtsreligiöse Likud-Regierung und gilt als Hardliner in Sicherheitsfragen.

Was ist der Trump-Friedensplan?
Der 20-Punkte-Plan des US-Präsidenten sieht eine Waffenruhe, Freilassung aller Geiseln, internationale Sicherheitsgarantien und schrittweise Entwaffnung der Hamas vor. Er wird von mehreren arabischen Staaten unterstützt, gilt aber als stark israelnah.

Was ist das Laubhüttenfest Sukkot?
Sukkot ist ein siebentägiges jüdisches Erntedank- und Gedenkfest, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert. In Israel gilt es als Symbol für Erneuerung und Hoffnung – ein Zeitpunkt, der Netanjahus Friedensappell zusätzliche Symbolik verleiht.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr. 

Titelbild: AFP