Die israelische Regierung hat der Hamas nach der nur teilweisen Übergabe toter Geiseln mit einer Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen gedroht. Verteidigungsminister Israel Katz erklärte am Mittwochabend: „Wenn die Hamas sich weigert, das Abkommen einzuhalten, wird Israel in Abstimmung mit den USA die Kämpfe wieder aufnehmen.“
Bisher wurden der israelischen Armee über das Rote Kreuz lediglich zwei weitere Särge mit den Leichen von Hamas-Geiseln übergeben. Diese wurden inzwischen auf israelischem Staatsgebiet zur Identifizierung ins nationale Institut für Gerichtsmedizin gebracht. Das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu bestätigte die Übergabe.
Die Hamas erklärte derweil, sie habe ihre Verpflichtungen aus dem von US-Präsident Donald Trump initiierten Waffenruhe-Abkommen erfüllt. Für die Bergung der verbliebenen Geisel-Leichen sei jedoch „spezielle Ausrüstung“ erforderlich. Laut Abkommen hätten eigentlich bis Montag alle 28 toten und lebenden Geiseln an Israel überstellt werden sollen.
Am vergangenen Freitag war die Waffenruhe in Kraft getreten, nachdem Israel und die Hamas dem ersten Teil des US-Friedensplans (20-Punkte-Plan) zugestimmt hatten. In der ersten Phase wurden alle überlebenden Hamas-Geiseln freigelassen; Israel entließ daraufhin knapp 2000 palästinensische Gefangene, darunter 250 wegen tödlicher Anschläge Verurteilte.
Bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet; 251 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt. In den folgenden zwei Kriegsjahren starben laut Hamas-Behörden über 67.900 Menschen im Gazastreifen – diese Zahlen konnten jedoch nicht unabhängig verifiziert werden.
Unterdessen wurden zwei der am Montag übergebenen toten Geiseln feierlich beigesetzt: Der 26-jährige Musiker Guy Illuz, verschleppt vom Nova-Festival, in Raanana, und der 22-jährige Armee-Kommandeur Daniel Peretz auf dem Herzlberg in Jerusalem.
Trotz Verzögerungen bei der Übergabe kündigte Israel Medienberichten zufolge an, den Grenzübergang Rafah für Hilfslieferungen wieder zu öffnen. Offiziell ist dies jedoch noch nicht bestätigt. Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) fordert die sofortige Öffnung aller Zugänge zum Gazastreifen für dringend benötigte Hilfslieferungen.
Zudem verurteilte das US-Zentralkommando Centcom die öffentliche Hinrichtung von angeblichen „Kollaborateuren“ durch die Hamas und forderte ein Ende der Gewalt gegen unschuldige Zivilisten im Gazastreifen.
OZD
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Bild: AFP