Ein hartes Signal gegen islamistische Hetze: Das Bundesinnenministerium hat am Mittwoch die Gruppierung Muslim Interaktiv verboten und ihre Auflösung angeordnet. „Der Verein wird aufgelöst. Das Vermögen wird beschlagnahmt“, hieß es in der offiziellen Erklärung. Seit dem frühen Morgen liefen Durchsuchungen in sieben Objekten in Hamburg, zwölf weitere in Berlin und Hessen.
„Wer auf unseren Straßen aggressiv das Kalifat fordert, gegen Israel hetzt und Frauenrechte verachtet, dem begegnen wir mit aller rechtsstaatlichen Härte“, erklärte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU). „Wir lassen nicht zu, dass Organisationen wie Muslim Interaktiv unsere freie Gesellschaft zersetzen.“
Nach Angaben des Ministeriums verfolgt die Gruppierung das Ziel, den Islam als alleiniges gesellschaftliches Ordnungsmodell zu etablieren und die freiheitlich-demokratische Grundordnung abzuschaffen. Zudem lehne sie die Gleichberechtigung von Frauen ab und bestreite das Existenzrecht Israels – beides klare Verstöße gegen den Gedanken der Völkerverständigung.
Im April 2024 hatte eine Kundgebung in Hamburg für Empörung gesorgt, bei der über 1200 Teilnehmer mit Schildern wie „Kalifat ist die Lösung“ gegen die angeblich „islamfeindliche Politik Deutschlands“ demonstrierten. Die Versammlung war von einem Mitglied der Gruppe angemeldet worden und löste bundesweit Forderungen nach einem Verbot aus.
Auch andere Organisationen stehen nun im Fokus der Ermittler: Gegen die Vereine Generation Islam und Realität Islam laufen Durchsuchungen. Beide gelten als mögliche Teilorganisationen von Muslim Interaktiv.
Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) begrüßte den Schritt: „Damit wurde eine gefährliche und sehr aktive islamistische Gruppierung ausgeschaltet.“ Auch der Leiter des Hamburger Verfassungsschutzes, Torsten Voß, sprach von einem „klaren Zeichen des Rechtsstaats“. Das Verbot richte sich nicht gegen Muslime, betonte er, sondern gegen „Verfassungsfeinde, die Religion für Hass missbrauchen“.
OZD
OZD-Kommentar:
Das Verbot von Muslim Interaktiv ist mehr als ein symbolischer Akt – es ist ein überfälliger Schritt. Zu lange haben islamistische Netzwerke in Deutschland unbehelligt ihre Parallelideologie gepflegt, getarnt als religiöse Selbstverwirklichung. Dobrindt setzt hier ein deutliches Zeichen: Religionsfreiheit darf nicht als Deckmantel für die Zerstörung der Demokratie dienen. Doch das Verbot löst das Kernproblem nicht – die geistigen Brandstifter wirken längst digital. Wer Islamismus in Deutschland stoppen will, muss auch die Netzwerke hinter Telegram-Kanälen, Moscheeverbänden und Social-Media-Kampagnen zerschlagen. Der Rechtsstaat hat heute gezeigt, dass er Zähne hat – jetzt muss er sie auch dauerhaft einsetzen.
Mini-Infobox:
– Verbot: Muslim Interaktiv am 5. November 2025
– Razzien in 19 Objekten in Hamburg, Berlin und Hessen
– Begründung: Verstoß gegen Verfassung und Völkerverständigung
– Beteiligte Gruppen: Generation Islam, Realität Islam
– Innenminister Dobrindt: „Wir schützen Demokratie mit Härte“
OZD-Analyse
Hintergrund des Verbots
– Muslim Interaktiv propagierte ein Kalifat-System und hetzte öffentlich gegen Israel und westliche Werte.
– Die Gruppe nutzte Social Media zur Verbreitung islamistischer Ideologie.
– Ihre Rhetorik überschritt deutlich die Grenzen religiöser Meinungsfreiheit.
Politische und rechtliche Dimension
a) Rechtsgrundlage: Verstoß gegen Artikel 9 Absatz 2 Grundgesetz – „Vereine, deren Zwecke oder Tätigkeiten den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung richten, sind verboten.“
b) Signalwirkung: Stärkung der Sicherheitsarchitektur im Kampf gegen Islamismus.
c) Grenzfall: Abgrenzung zwischen Religionsfreiheit und extremistischer Agitation bleibt juristisch sensibel.
Gesellschaftliche Bedeutung
– Verunsicherung in muslimischen Gemeinden, aber klare Abgrenzung von Islam und Islamismus.
– Innenpolitisch stärkt das Verbot Dobrindts Profil als Hardliner.
– Der Schritt könnte weitere islamistische Netzwerke ins Visier der Sicherheitsbehörden bringen.
Was ist Muslim Interaktiv?
Muslim Interaktiv war eine islamistische Gruppierung mit Schwerpunkt in Hamburg, die das Kalifat als politisches Ziel propagierte. Sie war vor allem im Internet aktiv und rief zu Aktionen gegen Israel, westliche Werte und Gleichberechtigung auf. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes diente die Organisation als Rekrutierungsplattform für islamistische Milieus.
Was ist der Verfassungsschutz?
Der Bundesverfassungsschutz ist der Inlandsnachrichtendienst Deutschlands. Er beobachtet extremistische Bestrebungen, die sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung richten. Ziel ist es, Gefahren für Demokratie und Sicherheit frühzeitig zu erkennen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Extras
Fakt des Tages: Laut Innenministerium wurden seit 2017 in Deutschland über 25 islamistische Vereine verboten – Muslim Interaktiv ist der jüngste Fall in einer langen Reihe von Maßnahmen gegen extremistische Netzwerke.