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Polen vor der Richtungswahl: Zwei Lager, zwei Visionen – und ein gespaltenes Land

Kurz vor der Stichwahl in Polen zeigen Massendemonstrationen, wie tief das Land politisch gespalten ist. Zwischen pro-europäischem Aufbruch und rechtsnationaler Abschottung steht eine Wahl an, die weit über Polen hinaus Bedeutung hat.

Polen steht eine Woche vor der Stichwahl um das Präsidentenamt vor einer Weichenstellung – und der politische Riss geht mitten durch die Gesellschaft. Die Bilder aus Warschau an diesem Wochenende könnten kaum symbolträchtiger sein: Auf der einen Seite EU-Fahnen und Regenbogenfarben, auf der anderen religiöse Gesänge und Anti-Einwanderungsparolen. Zwei Lager, zwei Welten.

Rafal Trzaskowski verkörpert den liberalen, pro-europäischen Teil Polens. Unterstützt von jungen Städtern, LGBTQ-Aktivist:innen und Unternehmer:innen steht er für ein modernes, offenes Polen, das sich wieder stärker an der EU orientieren will. Karol Nawrocki hingegen bedient nationalkonservative, teils rechtsextreme Ressentiments – und mobilisiert jene, die sich vom Westen und der „kosmopolitischen Elite“ entfremdet fühlen.

Die Gleichverteilung in den Umfragen zeigt, wie tief die gesellschaftliche Polarisierung reicht. Besonders brisant: Über 20 Prozent der Stimmen gingen in der ersten Runde an extreme rechte Kandidaten – Stimmen, die nun zur entscheidenden Machtreserve für Nawrocki werden könnten.

Polens Präsident mag formal begrenzte Kompetenzen haben – de facto entscheidet er aber mit darüber, ob die Reformagenda der Tusk-Regierung vorankommt oder im Veto versandet. Eine Rückkehr zur Blockadepolitik à la Duda könnte auch das Verhältnis zu Brüssel erneut belasten – mit Auswirkungen auf die gesamte EU.

Diese Wahl ist mehr als ein Duell zweier Männer. Es ist eine Richtungsentscheidung zwischen nationaler Abschottung und europäischem Miteinander, zwischen konservativer Abschreckung und liberaler Öffnung. Polen wählt nicht nur seinen Präsidenten – es entscheidet über seinen politischen Kurs und seine demokratische Zukunft.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP