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China hält Iran und Russland in seiner Hand -

China empfängt Verteidigungsminister aus Russland, dem Iran und weiteren Staaten. In Qingdao demonstriert die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit geschlossen Einigkeit – als Signal gegen die Nato.

Nur einen Tag nach dem Nato-Gipfel in Den Haag sendet China ein deutliches Zeichen: In der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao, wo sich ein bedeutender Militärstützpunkt der Volksbefreiungsarmee befindet, versammelten sich am Donnerstag die Verteidigungsminister der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ). Neben Gastgeber China nahmen unter anderem Russland, der Iran, Indien, Pakistan und Belarus an den Beratungen teil. Chinas Verteidigungsminister Dong Jun nutzte die Bühne, um seine Vision eines Gegengewichts zur westlichen Militärmacht zu präsentieren.

„Unilateralismus und Protektionismus sind auf dem Vormarsch“, erklärte Dong mit Blick auf die globale Sicherheitslage. Die Welt sei von „Chaos und Instabilität“ geprägt, erklärte er laut Staatsagentur Xinhua. Umso wichtiger sei es, sich gegen „hegemoniale, unterdrückende und tyrannisierende Handlungen“ zur Wehr zu setzen – ein kaum verschleierter Seitenhieb auf die Vereinigten Staaten und deren Verbündete.

Die SOZ, gegründet 2001 und bestehend aus zehn Mitgliedsstaaten, darunter China, Russland, Indien, Pakistan und jüngst auch der Iran, verfolgt das Ziel, politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit im asiatischen Raum zu vertiefen. China bemüht sich seit Jahren, die Organisation als Gegenmodell zu westlichen Bündnissen wie der Nato zu profilieren. Der diesjährige Gipfel findet in einem besonders angespannten geopolitischen Umfeld statt: Russlands Krieg gegen die Ukraine, der eskalierende Nahostkonflikt und die strategische Rivalität zwischen den USA und China geben dem Treffen neue Brisanz.

Bei einem bilateralen Treffen am Rande der Konferenz lobte Russlands Verteidigungsminister Andrej Beloussow die Zusammenarbeit mit Peking. Die Beziehungen seien auf einem „beispiellos hohen Niveau“, sagte er – und kündigte eine weitere Vertiefung an. Auch der iranische Vertreter nutzte die Bühne, um den „imperialistischen Kurs“ des Westens zu kritisieren. China stellt sich im Ukraine-Krieg offiziell als neutral dar, wird jedoch von westlichen Regierungen beschuldigt, Moskau auf wirtschaftlicher und diplomatischer Ebene erheblich zu stützen.

Das Gipfeltreffen in Qingdao gilt als direkte Reaktion auf die Beschlüsse des Nato-Gipfels in Den Haag. Dort hatten die westlichen Bündnispartner beschlossen, ihre Verteidigungsausgaben deutlich zu steigern und die Unterstützung für die Ukraine zu bekräftigen. Auch US-Präsident Donald Trump war vor Ort und traf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem bilateralen Gespräch.

Chinas Signal ist klar: Es will nicht länger nur zusehen, wie der Westen Allianzen schmiedet und die globale Sicherheitsarchitektur prägt. Mit der SOZ wächst eine Struktur, die sich – ideologisch wie strategisch – zunehmend als Gegengewicht zur Nato präsentiert.

OZD


OZD-Kommentar
Was in Qingdao passiert, ist weit mehr als ein symbolisches Händeschütteln zwischen Militärs. Es ist der offene Versuch, ein alternatives Machtzentrum zur Nato zu schaffen – und es ist eine Kampfansage an den Westen. China positioniert sich mit Russland und dem Iran an der Seite jener Staaten, die sich vom westlichen Weltbild abwenden, sei es aus strategischem Kalkül, ideologischer Ablehnung oder blankem Opportunismus.

Die Rhetorik ist unmissverständlich: Vom „Hegemonialverhalten“ ist die Rede, von der „Erosion der internationalen Ordnung“. Das ist nichts anderes als ein massiver Angriff auf die Führungsrolle der USA und Europas. Und er kommt zu einem Zeitpunkt, da die globale Ordnung ohnehin aus den Fugen gerät – mit Kriegen, Blockbildungen und einem Wiedererstarken des Kalten Krieges im neuen Gewand.

Der Schulterschluss von China, Russland und dem Iran darf nicht unterschätzt werden. Er ist militärisch, politisch und ideologisch motiviert. Und er zeigt: Die Weltordnung wird längst nicht mehr nur in Washington, Brüssel oder Berlin verhandelt – sondern ebenso in Qingdao, Moskau und Teheran. Die Nato muss sich darauf einstellen, dass sie nicht mehr die einzige relevante Sicherheitsarchitektur auf dem Globus ist.

Aber was versteht Russland und der Iran nicht? Das beide Länder sich in die militärische und wirtschaftliche Abhängigkeit Chinas begeben.  


OZD-Analyse

1. Was ist die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ)?
a) Gründung und Struktur:
– 2001 in Shanghai gegründet, mit Gründungsmitgliedern China, Russland, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan
– Später kamen Indien, Pakistan, Iran und Belarus hinzu
– Beobachterstatus für Afghanistan, Mongolei und weitere Staaten

b) Ziele und Rolle:
– Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen, Terrorbekämpfung, Wirtschaft und Infrastruktur
– Positioniert sich als Gegengewicht zur westlich dominierten Sicherheitsarchitektur

2. Bedeutung des Treffens in Qingdao:
a) Geopolitisches Timing:
– Nur einen Tag nach dem Nato-Gipfel
– Reaktion auf zunehmenden Druck und Isolationsversuche gegen Russland und Iran

b) Symbolik des Ortes:
– Qingdao beherbergt einen zentralen chinesischen Marinestützpunkt
– Ort strategischer Bedeutung im Pazifikraum

3. Chinas Rolle als „verdeckter Architekt“ des neuen Ordnungsmodells:
a) Offizielle Neutralität, faktische Parteinahme
– Unterstützung Russlands in der Ukraine
– Wirtschaftliche Allianzen mit dem Iran
b) Strategische Ambitionen
– Aufbau eines asiatischen Gegenmodells zur westlichen Dominanz
– Ausbau militärischer und technologischer Souveränität

4. Die Reaktion des Westens:
a) Nato-Gipfel in Den Haag:
– Aufstockung der Verteidigungsausgaben auf mindestens 3,5 Prozent des BIP
– Weitere Unterstützung für die Ukraine
b) Politische Herausforderungen:
– Balance zwischen Abschreckung und Deeskalation
– Suche nach Partnern im globalen Süden, der sich zwischen den Blöcken bewegt


Was ist die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ)?
Die SOZ ist ein internationales Bündnis mit Sitz in Peking, das 2001 gegründet wurde. Ursprünglich als Regionalallianz zur Terrorbekämpfung konzipiert, entwickelte sich die Organisation unter chinesischer Führung zunehmend zu einer sicherheitspolitischen Plattform. Mitglieder sind heute u.a. China, Russland, Iran, Indien, Pakistan und Belarus. Ziel ist eine multipolare Weltordnung ohne westliche Dominanz.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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