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Tour-Drama im Regen: Milan triumphiert, Bauhaus rettet Platz zwölf

Jonathan Milan gewinnt den Sprint-Krimi von Valence, während Ackermann stürzt und Bauhaus im Chaos Platz zwölf rettet. Die deutschen Sprinter warten weiter auf einen Etappensieg.

Es war die große Chance – und sie endete im Regen und im Staub: Während der Italiener Jonathan Milan jubelnd in Valence den Arm in die Höhe riss, lagen einige seiner Konkurrenten bereits auf dem Asphalt. Auch die deutschen Sprinter Pascal Ackermann und Phil Bauhaus erlebten bei der 17. Etappe der Tour de France ein bitteres Déjà-vu. Wieder kein Sieg, wieder nichts Zählbares. Das lange Warten auf einen deutschen Etappenerfolg geht weiter.

Ackermann kam nach einem Massensturz auf dem rutschigen Schlusskilometer gar nicht erst in die Nähe des Zielsprints und rollte enttäuscht als 129. ins Ziel. „Ich bin froh, dass ich auf dem Rad geblieben bin“, kommentierte der als Zwölfter noch beste Deutsche, Phil Bauhaus, im Anschluss in der ARD. Doch es war ein schwacher Trost in einem erneut enttäuschenden Tag für das deutsche Lager. Die 89. Etappe ohne deutschen Tagessieg ist nun Realität.

Der Tagessieg ging verdient an Milan, der nicht nur zum zweiten Mal bei dieser Tour triumphierte, sondern auch sein Grünes Trikot weiter festigte. Nach einem waghalsigen Finale verwies er Jordi Meeus (Belgien) und Tobias Lund Andresen (Dänemark) auf die Plätze. Zuvor hatte Wout van Aert mit einer Attacke für Spannung gesorgt, doch der Regen machte am Ende alle taktischen Pläne zunichte.

Während vorne gesprintet wurde, hielt sich Florian Lipowitz schadlos. Der 23-jährige Hoffnungsträger aus Deutschland verteidigte im Weißen Trikot seine starke Position im Gesamtklassement. Als Dritter liegt er hinter Pogacar und Vingegaard weiter auf Podiumskurs und darf sich vor der Königsetappe über den Col de la Loze am Donnerstag eine kurze Verschnaufpause gönnen.

Teamkollege Danny van Poppel fehlte aus privaten Gründen – seine Tochter Bobbie wurde geboren. Im Finale hätte seine Hilfe gefehlt, doch bei dem Chaos war ohnehin alles Glückssache. ozd



OZD-Kommentar
Es war wie ein bitterer Film, den man nicht mehr sehen will – und doch wiederholt er sich: Ackermann auf dem Boden, Bauhaus ohne Chance. Das Wetter, der Sturz, das Pech – aber irgendwann muss man sich auch fragen: Warum gelingt es den deutschen Sprintern nicht, bei der Tour endlich wieder zuzuschlagen?

89 Etappen ohne Sieg – das ist keine Laune der Natur, das ist ein Alarmsignal. Wenn dann die vielleicht letzte echte Sprintchance durch ein heilloses Finale verloren geht, wird der Frust zum Dauerbegleiter. Die Zeiten der Greipels, Degenkolbs und Kittels sind lange vorbei. Der Nachwuchs ist da – aber die Erfolge bleiben aus.

Phil Bauhaus hielt sich wacker, aber Zwölfter? Das ist nicht das, was man sich erhofft hatte. Und Ackermanns Sturz – tragisch, aber erneut sinnbildlich für den deutschen Tour-Verlauf. Die Königsetappen in den Alpen werden für die Sprinter keine Erlösung bringen. Was bleibt, ist ein Gefühl von Vergeblichkeit – und die Hoffnung, dass Lipowitz wenigstens die Ehre retten kann.


Drei Lesermeinungen:
„Einfach nur traurig. Wir waren mal eine Sprintnation!“ Denkel
„Der Sturz war Pech, aber das erklärt nicht alles. Uns fehlt die Klasse.“ Hans Güner 
„Milan zeigt, wie’s geht. Bei uns fehlt der Killerinstinkt im Finale.“  Klausi 



OZD-Analyse
1. Sturz als Wendepunkt des Tages
– Der Massencrash wenige hundert Meter vor dem Ziel verhinderte eine geregelte Sprintentscheidung.
– Für viele Sprinter, darunter Ackermann, endete die Etappe abrupt und frustrierend.
– Das Wetter war ein zusätzlicher Risikofaktor – rutschige Straßen, schlechte Sicht.

2. Lage der deutschen Sprinter
a) Pascal Ackermann –
– Immer wieder durch Stürze und Positionierungsprobleme ausgebremst.
– Auf dem Papier einer der schnellsten, aber ohne Fortune auf der Straße.

b) Phil Bauhaus –
– In Valence bester Deutscher, aber ohne Durchschlagskraft in der Sprintentscheidung.
– Wurde zu oft allein gelassen – ohne Van Poppel fehlte ihm der letzte Zug.

3. Hoffnungsträger Lipowitz
– Stabil in der Nachwuchswertung und auf Podiumskurs.
– Die Alpen könnten zur Schicksalsfrage werden – hält er den Druck stand?
– Van Poppels Ausfall dürfte ihn nicht direkt betreffen, der Fokus liegt jetzt ganz auf den Bergen.


Was ist das Grüne Trikot?
Das Grüne Trikot ist eine der prestigeträchtigen Auszeichnungen der Tour de France. Es wird dem besten Fahrer in der Punktewertung verliehen, die vor allem durch Platzierungen bei Etappenzielen und Zwischensprints vergeben werden. Sprinter wie Jonathan Milan kämpfen täglich um diese Punkte und müssen konstant vorne landen, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Das Grüne Trikot steht für Ausdauer, Geschwindigkeit und taktisches Geschick.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.



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